Gut geschrieben, doch mir ist die Protagonistin zu unsympathisch

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
takabayashi Avatar

Von

Frau Scholz, eine Berliner Witwe, ist in ihrer Wohnung gestürzt und liegt hilflos am Boden; gedanklich bereitet sie sich auf ihren nahenden Tod vor, denn wer sollte ihr zu Hilfe kommen? Doch tatsächlich kommt ihr jemand zu Hilfe: der nette Briefträger hat Verdacht geschöpft, als auf sein Klingeln hin die Tür nicht geöffnet wurde – er kennt seine Pappenheimer und ruft die Feuerwehr.
Edith Scholz wird ins Krankenhaus gebracht, bekommt 2 neue Hüftgelenke und soll in Kürze nach Usedom zur Reha gebracht werden. Ihr Retter besucht sie im Krankenhaus, wird allerdings von Frau Scholz ziemlich unfreundlich behandelt.
Danach in der Reha-Klinik, täglich volles Programm, nur sonntags etwas Ruhe. Frau Scholz sitzt mit einem Kaffee auf ihrem Balkon und liest, als plötzlich eine fremde Frau mit einem Kuchenteller in ihrem Zimmer steht; sie habe geklopft, sagt sie. Ihre Tochter habe so viel Kuchen mitgebracht, und da sie gesehen habe, dass Frau Scholz keinen Besuch bekommen hat, wolle sie ihr eine Freude machen … Sie wird von Frau Scholz angeschnauzt und hinausgeworfen.
Gut beobachtet, gut geschrieben, aber muss die Protagonistin dermaßen unsympathisch sein? Ihre Schroffheit wirkt auf mich übertrieben, ja sogar unrealistisch. Gibt es solche Leute wirklich? Ich bin sicher, dass sich im Verlaufe des Romans herausstellen wird, dass Frau Scholz eigentlich ein goldenes Herz hat und ihre abweisende Art nur als Schutzpanzer dienen soll. Aber mich hat die eklatante Unfreundlichkeit der Dame abgeschreckt, und ich habe keine Lust, mich bis zum Ende des Romans durchzukämpfen, um dann endlich ihr wahres Selbst kennenzulernen. Nichts für mich!