Die etwas andere Freundschaft

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hauptstadtliebe Avatar

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Edith und Christel sind zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: die eine ruppig berlinerisch, die andere entspannt norddeutsch. Ein gemeinsamer Reha-Aufenthalt auf Usedom setzt den Startschuss für einen turbulenten Roadtrip durch die Republik, mit all seinen Höhen und Tiefen.

Mir gefällt gut, dass der Großteil des Covers von der Schrift eingenommen ist und dazwischen dezent die Skyline von Berlin aufblitzt. So ganz passt die aber, meiner Meinung nach, nicht dazu, denn in Berlin spielt sich nur ein kleiner Teil der Geschichte ab.

Ein Buch über zwei ältere Damen, die sich auf Reha kennenlernen und dann gemeinsam durch Deutschland düsen klang jetzt auf den ersten Blick erstmal nicht so spannend.
Die Leseprobe hat mich dann aber doch ziemlich neugierig gemacht, denn ich fand die Kombination einer ruppigen Berlinerin mit einer geerdeten Husumerin könnte lustig werden.
Die Geschichte an sich läuft, wie bereits erwartet, nicht vor Spannung und Action über, kann aber an vielen Stellen mit ihrem ganz eigenen Charme überzeugen.
Für meinen Geschmack war der Schreibstil ein wenig zu anstrengend.
Viele kurze Sätze, häufig ein wenig unstrukturiert und generell einfach nicht so flüssig, wie ich es mir gewünscht hätte.
Das Buch war aber dennoch leicht zu lesen, nur musste ich eben ein paar mehr kleine Pausen einbauen als sonst. Mit den Charakteren bin ich bis zum Schluss nicht so ganz warm geworden, wobei mir Edith hier definitiv noch die sympathischere der beiden war.
Die klassische Berliner Schnauze liebe ich ja und bei Frau Scholz war diese ja besonders ausgeprägt.
Allerdings hat mir die gute Dame selbst für berliner Verhältnisse ein bisschen zu viel gemeckert - und dann auch häufig aus so unverständlichen Gründen, die mich oft die Augen haben verdrehen lassen.
Christel war das komplette Gegenteil. Ruhig und entspannt durch Yoga und Tarot.
Leider war die Ruhe auch ihre einzige gute Eigenschaft. Mir war sie einfach zu weich, zu zerbrechlich, zu naiv. Die Geschichte mit Kim und die absolut irrationale Angst die Frau Jacobi dabei empfunden hat, ist mir irgendwann nur noch auf den Geist gegangen. Sie wirkte eher wie ein kleines Kind, als eine betagte Dame.
Das Ende ist auf den ersten Blick nicht so gut gelungen, wenn man das ganze Buch aber noch einmal Revue passieren lässt, hätte die Autorin die Geschichte wohl nicht besser abschließen können.

Fazit:
Das Buch ist nicht überragend und fesselt den Leser auch nicht mit Spannung. Dennoch hat es einen ganz eigenen Charme und zeigt, dass man vor dem Alter vielleicht doch nicht so viel Angst haben muss, wie viele vielleicht denken...