Fischkopf trifft auf Berliner-Großstadtpflanze

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kabo16 Avatar

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Man sagt zwar immer, Gegensätze ziehen sich an, aber in diesem Buch stimmt das so nicht.
In der Rehakur auf Usedom prallen die Gegensätze das erste Mal aufeinander. Edith Scholz kommt nach einem Sturz in ihrer Wohnung aus dem turbulenten Berlin auf die Insel. Christel Jacobi kommt von der norddeutschen Küste, also vom Wasser ans Wasser. Beide Damen leben alleine in ihren Wohnungen, allerdings wird Christel von ihrer Tochter umsorgt, die sich konsequent in das Leben ihrer Mutter einmischt - was dieser gar nicht recht ist. Edith hat zu ihrem Sohn keinen Kontakt und ist in jeder Beziehung selbständiger. Sie nimmt das Leben wie es kommt und geht gegen alles und jeden an, wenn es ihr nicht in den Kram passt....... wie z. B. die Annäherungsversuche von Frau Jacobi. Es entsteht in der Kur also keine nette Freundschaft unter Gleichgesinnten, die die beiden 70jährigen weiter pflegen. Aber sie kommen doch wieder zusammen auf einer gemeinsamen Reise. Die patente Berlinerin hilft ihrer Begleitung des öfteren aus der Patsche.
Das Ende ist nicht überraschend, aber doch etwas anders als erwartet.
Dieses Buch spricht offen über das Alter, mit seinen Vor- bzw. Nachteilen. Es wird nie rührselig, übertrieben oder langweilig. Den Gedankensprüngen von Edith zu folgen macht Spaß, ihre Kratzbürstigkeit ist an einigen Stellen unhöflich - und sie erinnert mich stark an meine Schwiegermutter.
Bis auf den Bus, auf dem Cover (es gab keinen auf der Reise) gefiel mir dieses Buch super! Denkanstöße für das Alter waren jede Menge dabei. Wie werden wir in dem Alter sein? Sind wir offen für neue Wege und Freundschaften?