Ganz okay, aber nicht überragend...

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joodie Avatar

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Zwei ältere Damen lernen sich in der Reha kennen, sind zwar beide sehr distanziert, aber dennoch kann die eine die andere überreden, ihr bei der Flucht vor ihrer Tochter (die sie ins Altersheim stecken will) zu helfen und mit ihr nach Baden-Baden zu fahren. Eine Geschichte, die zwar nicht besonders spannend, aber doch ganz nett zu lesen ist.
Die die ersten dreißig Seiten hatten mich völlig vom Hocker gehauen, so dass ich nach der Leseprobe unbedingt auch das Buch lesen wollte. Doch danach ging es zunehmend bergab. Die Hauptfiguren sind irgendwie nicht ganz plastisch und relativ klischeehaft. Die ruppige Berlinerin mit Herz und Schnauze, die reiche und gebildete Dame von der Nordsee. Dann noch ein Schurke, der aber so unschurkig ist, dass er, sobald überführt, sofort klein beigibt und ziemlich jämmerlich wirkt... Am interessantesten ist der Briefträger!
Aber gut, an sich ist ja an einer eher seichten Story noch nicht soo viel auszusetzen, wenn man gerne etwas hat, was sich einfach schön wegliest und einen nicht anstrengt. Probleme habe ich jedoch zunehmend auch mit dem Stil von Frau Schmidt gekriegt. Sie zieht keine einheitliche Schreibweise durch, sondern springt ständig von der 3. in die 1. Person und zurück. Viele Sätze sind unvollständig, was daher rührt, dass quasi die Gedanken der Person wie sie gerade kommen mitverfolgt werden. Aber manchmal ist es wirklich doch ein bisschen doll. Eine kleine Probe: "Aber sogleich ein Dämpfer. Denn so schön es sein wird, endlich wieder im vertrauten Terrain zu sein, Christel ist ja wohl mit von der Partie und wird bei ihr wohnen. Zum Glück ist Sommer. Sonst müsste ich Kohlen aus dem Keller und frühestens morgen Vormittag die dicke Jacke aus." (S. 232 vom Leseexemplar)
Alles in allem doch eine eher schwaches Buch, was ich nicht weiterempfehlen kann.