Nette Strandlektüre

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
geschwaetz Avatar

Von

„Weit weg ist anders“ heißt dieses Buch und ganz nah dran an einer gut erzählten Geschichte ist auch anders.
Zwei 70jährige Frauen lernen sich während eines Reha-Aufenthaltes kennen. Frau Scholz ist als Berlinerin eine Frau der offenen Worte, so wie man das in jedem Reiseführer nachlesen kann.
Frau Jacobi aus Husum ist feinfühliger und auch seelisch zarter. Sie traut sich nicht, sich gegen ihre Tochter durchzusetzen und entwickelt einen Plan, wie sie dem Seniorenheim-Dasein entkommen kann.
Diese Ausgangslage wäre für ein munteres Roadmovie perfekt gewesen, doch was der Leser erlebt, ist gerade mal tauglich für eine Episode auf dem „ZDF-Traumschiff“, zwar noch recht unterhaltsam, aber weder spannend, noch humorvoll erzählt. Stellenweise plätschert die Geschichte träge vor sich hin.
Die Figuren, die wir kennen lernen, werden nur oberflächlich betrachtet und beschrieben, dass sie mir so fremd bleiben wie die Menschen, mit denen ich zufällig in einem Wartezimmer ausharren muss, bis ich zum Arzt gerufen werde. Beide Frauen sind körperlich nicht fit und all die Aktivitäten, die sie absolvieren, passen ebenso wenig ins Bild wie die Sprache der beiden, die sie für die Dialoge und Erzählungen benutzen. Eine kluge und kunstinteressierte Frau spricht anders, als die Person im Buch, sowie eine als schroffe Berlinerin beschriebene Frau dann eben auch sprachlich bei ihrem Charakter bleiben würde und sollte.
Hier und da stören mich noch kleine Ungenauigkeiten und dass vieles zu sehr konstruiert wurde, insgesamt aber kann man mit diesem Buch ein schönes Wochenende verbringen, oder es sich als Strandlektüre für den Sommer aufheben.
Frau Scholz, die Berlinerin, würde jetzt sagen: Diese Rezension war nicht unfreundlich.