Mutterliebe

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zabou1964 Avatar

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Mir ist das Cover dieses Buches sofort ins Auge gesprungen. Es zeigt die Silhouette eines Frauenkopfes im Profil, das mit einem blauen Wellenmuster versehen ist. In der Mitte des Kopfes ist ein schaukelndes Kind abgebildet. Auch der Klappentext erweckte sofort mein Interesse. Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen mit drei verschiedenen Protagonisten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Erst im Laufe der Geschichte erfährt man die Zusammenhänge.
Jede einzelne Geschichte hat mich tief berührt und mitfiebern lassen.

1945 gelingt es Margit mit ihrem Bruder und ihrer Mutter mit einem der letzten Schiffe aus Königsberg zu fliehen. Als das Schiff bombardiert wird, rettet sie einen kleinen Jungen, der fortan bei der Familie lebt. In der Nachkriegszeit wächst Margit in der zukünftigen DDR auf.

1970 begeht Oda gemeinsam mit ihrem Freund einen Fluchtversuch aus der DDR. Sie wollen übers Meer fliehen, was leider missglückt. Oda landet daraufhin im gefürchteten Frauengefängnis Hoheneck, wo sie schon bald entdeckt, dass sie schwanger ist.

2022 lebt Jan in Berlin getrennt von seiner Frau und seinem Sohn. Die Polizei ruft ihn in seine alte Heimat nach Rügen, nachdem sein Vater den Beamten gegenüber handgreiflich geworden ist. Vor mehr als 30 Jahren war Jans Mutter spurlos verschwunden. Nun wurde eine Leiche gefunden.

Die Autorin springt kapitelweise zwischen den Zeiten und Charakteren. Anfangs hat mich das ein wenig irritiert, aber ich habe mich schnell in den Rhythmus der Geschichte hineingefunden. Jede der Handlungen hat einen Bezug zum Meer und zur DDR, in jeder Lebensgeschichte geht es um die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Liv Marie Bahrow versteht es ausgezeichnet, die Spannung konstant hochzuhalten. Ihre Sprache ist sehr plastisch, was gerade bei den Szenen im Gefängnis äußerst beklemmend war. Man merkt, dass sie vom Fach ist. Auch dass sie in der DDR aufgewachsen ist, war sicher hilfreich. Ich konnte mir alles sehr genau vorstellen, obwohl ich in der BRD geboren wurde.

„Wellenkinder“ ist Liv Marie Bahrows Debüt. Ich hoffe sehr, dass sie weitere Werke veröffentlichen wird. Diese werde ich mit Sicherheit lesen.