Am Ende geht es um den Moment

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dicketilla Avatar

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Sie trägt das mittelgraue Anthrazit, was ihm so an ihr gefällt,
sie sitzt an seinem Bett und erzählt ihm ihr Leben.
Ludwig, der Sohn aus gutem Hause, ein über den Dingen stehender Typ,
hatte sich nie groß für ihr Leben interessiert.
Er hatte einen Namen, eine Position und arbeitete bei einem Hamburger Gesellschaftsmagazin.
Jetzt lag er da, im Koma gefangen, etwas lief aus dem Ruder, dem konnte er sich nicht stellen,
Tabletten war sein Ausweg.
War es eine Kurzschlussreaktion ?
Er lag da wie ein Mann im Schlaflabor, und sie fragt sich ob er sie hörte.
Sie, Anna, war wie ein verloren gegangenes Paket das durch die Welt irrte,
nach Antworten suchte, die es doch nicht gab, immer süchtig nach Risiken.
Hatte jahrelang als DJ in Südafrika Platten aufgelegt, in New York Musiker getroffen,
Drogen probiert, Gewalt kennen gelernt.
Acht Monate hatte sie eine Beziehung mit Ludwig, keiner in der Reaktion wusste davon.
Dann sagte er es sei aus, und sie fühlte sich wie eine fallen gelassene heimliche Geliebte.

Ein ungleiches Paar, eigentlich nicht füreinander bestimmt, und doch gab es da diesen Moment,
der ihr Herz klopfen ließ.
Anna die sich von Ludwig unterdrücken , verändern lässt, sich am Ende dennoch treu bleibt.
Sich um die kranke Mutter kümmert ,die in einer Seniorenresidenz lebt, und ihr Leben lang
unter Depressionen litt.
Der Selbstmord des Vaters immer ihr Leben begleitete.
Es nie eine wirkliche Familie, Heimat für sie gab, und sich bei Ludwig angekommen fühlte.
“ Mit Ludwig war das Leben wie ein Tape- voll mit großartigen Liedern, aber sanfte Übergänge gab es nicht.” (S.53)

Ich mochte Anna, die so viel Wildheit in sich trägt, auf das Leben zugeht,
und in Hannes einen tollen Freund hatte, den ich ihr eher an ihrer Seite gewünscht hätte.
Ludwig war mir zu selbstgerecht, oberflächlich.
Anna hätte ihm soviel voraus, nur schien er es in seiner Welt nicht zu erkennen.

Geschrieben in zwei Teilen.
Zu Beginn Anna an Ludwigs Bett, und im zweiten Teil des Buches wird der Tag davor
beschrieben.
Eine Geschichte über die Oberflächlichkeit einer Konsum orientierten Generation,
aber auch über die Liebe.
Was für eine Geschichte, was für ein Erzählstil, ein wunderbares Buch.