Die unendliche Leere des Lebens

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murksy Avatar

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Anna sitzt an Ludwigs Bett. Er hat einen Selbstmordversuch unternommen, ausgerechnet er, der Star der Zeitung, berüchtigt für seine Artikel über die Popkultur. Warum wollte er sich das Leben nehmen? Anna hält einen Monolog, beschimpft ihn, rechnet ab. Im nächsten Kapitel wird über die Liebesgeschichte der Beiden berichtet. Über eine Liebe, die heimlich stattfand, geprägt war von Oberflächlichkeit und dem Versuch Ludwigs, Distanz zu bewahren. Anna erzählt von ihrer Mutter, die krank in einem Heim wohnt. Eine unangenehme Erinnerung an eine Vergangenheit, der Anna entfliehen will. Anna, die jetzt auch schreibt, aber natürlich weit unter Ludwig`s Horizont, Anna, die als DJ in Afrika gearbeitet hat, mit Drogen und Männern experimentierte. Anna will Ludwig binden, dringt aber nie ganz in seine Welt vor. Eine Welt, wie man sie aus den Feuilletons der großen Zeitungen kennt, wo Möchtegerngenies mit ausschweifenden Wortgebilden alles nieder machen, was nicht ihrem Mass entspricht. Simple Popmusik ist nur was für die dröge Masse, nicht wahr, Frau Autorin? Hiphop, transzendale Elektromusik, die zur aktuellen politischen Lage past, wird gedulded. Was der Schreiberling nicht selber hört, ist unwürdig und Mittelmaß. Dass die Autorin Teile ihrer Vergangenheit einbaut läßt für sie hoffen, dass ihr Leben nicht so oberflächlich und traurig ist. Eine künstliche Welt der Zeitungsmenschen, die Interviews umschreiben, damit eine coole Story entsteht. Gepflegtes Understatement bis zur tödlichen Langeweile. Anna befindet sich auf der Flucht und der Suche zugleich. Ludwig zerbricht an seinen eigenen Idealen. Seine eigene Story kann nicht cool sein, wenn seine Seitensprünge und seine gefälschten Geschichten publik werden. Der irrige Glaube, das eigene Weltbild über die Sicht der anderen Menschen zu stellen führt zur Einsamkeit. Das geschriebene Wort als Maßstab für die Leserschaft eines selbstverliebten und zutiefst depressiven Schreiberlings, das ist es, was uns die Zeitungen täglich vorhalten. Meinungsfreiheit wird dazu mißbraucht, Dingen einen Stempel aufzudrücken. Das ist eine perfide Art der Manipulation und Zensur. In dieser leeren, gefühlskalten Umgebung ist kein Platz für Liebe. Anna hat keinen Anker gefunden, der sie vor dem Abgrund des Lebens bewahrt. Ludwig ist eine heuchlerische, unfertige und unsichere Person, die sich hinter brillanten Kolumnen versteckt. Die geschichte ist gut geschrieben, führt aber zu keiner Erkenntnis. Eine Suche nach Antworten auf Fragen, die nie gestellt worden sind. Leere in den Köpfen, eine verzweifelte Liebe, wie sie tausendemal vorkommt und ein Selbstfindungsprozess, der mitleidheischend daher kommt. Echte Probleme sehen anders aus. Der goldene Turm ist kein Ideal, wenn man keinen Schlüssle hat, um ab und zu ins Grüne zu kommen. Liebe Schreiberlinge, laßt den Menschen die Freiheit, zu entscheiden, was Ihnen gefällt. Vielleicht sollte Anna wirklich aufs Land ziehen und sich um die Mutter kümmern, die Suche hätte ein Ende.