Stille Nacht

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nathanielle Avatar

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Das Buch "Wenn die Nacht am stillsten ist" ist zwar schnell gelesen, weil es nur 223 Seiten hat, aber es ist nicht schnell verdaut.

Zwischen dem ersten Satz "Am Ende geht es um den Moment." und dem letzten Satz "Am Ende ging es um den Moment." packt Arezu Weitholz einen Teil der Lebensgeschichte von Anna und einen Teil der Beziehungsgeschichte von Anna und Ludwig.
Im ersten Teil (bis Seite 48) sitzt Anna bei Ludwig, mit dem sie seit 8 Monaten liiert ist, ohne dass jemand davon weiß. Ludwig ist bewußtlos, weil er eine Überdosis Tabletten geschluckt hat. Anstatt den Notarzt zu rufen (sie ist sich nicht sicher, ob er das wollte), beobachtet sie seine Atmung und ... erzählt ... Die Autorin lässt Anna als Ich-Erzählerin dem bewußtlosen Ludwig alles sagen, was sie sich bislang nicht zu erwähnen getraut hat. Sie spricht ohne jeglichen roten Faden, mal von Ludwig - was sie von ihm hält, wie sie ihn einschätzt - , mal von ihrer eigenen Vergangenheit (zwar mit Punkt und Komma, aber ohne jegliche Absätze oder gar Kapitel).

Im zweiten Teil geht es um den Tag vor der "stillen Nacht". Ludwig macht am frühen Morgen Schluss mit Anna: "Es ist aus." Anna muss zur Mutter fahren, die in einem Altenheim in der Nähe Bremens lebt. Während der Autofahrt, während sie im Heim auf die Mutter wartet und in verschiedenen anderen Situationen denkt sie über das "Aus" ihrer Beziehung mit Ludwig nach und in Rückblenden erfährt der Leser mehr über Anna und auch Ludwig.
Erst spät am Abend kehrt sie in Ludwigs Wohnung zurück und findet ihn so vor, wie am Anfang des Buches beschrieben. So schließt sich zwar der Kreis, aber das fehlende Ende befriedigt mich nicht. Ich hätte mir nach der Leseprobe mehr erwartet, deshalb nur 3 von 5 Sternen.