Fantastischer Roman

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rflieder Avatar

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Schönes Cover, ansprechender Titel und besonders eine bekannte Bestsellerautorin sind viele Vorschusslorbeeren. Und Anne Stern liefert. Sie ist eine ausgezeichnete Beobachterin, die mit ihren Figuren und deren Umfeld sehr liebevoll umgeht. Da ist zum Einen die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa Fischer, die Probleme damit hat, ihren Tagesablauf zu organisieren, privates und berufliches Leben in Einklang zu bringen und der es an Selbstbewusstsein mangelt. Zum Anderen die an Krebs erkrankte Obstbäuerin Ute Allenstein, die mit ihrem Geigen bauenden Vater auf einem herunter gekommenen Hof lebt. Lisa verbringt die ersten drei Wochen der Sommerferien ohne ihren Sohn, der mit seinem Vater in dessen Heimatland Polen Urlaub macht. Dass sie durch eine spontane Eingebung ihre alte geerbte Geige zur Reparatur bringt, ist der Anlass, dass sie über ihr Leben, ihre Beziehungen, ihre Eltern und ihren Großvater nachzudenken beginnt. Es geht um die Erfahrungen und die Sprachlosigkeit der älteren Generation, um Befindlichkeiten, um die Rollen der Geschlechter bei der Bewältigung des Alltags und Vieles mehr.
Sprachgewaltig schildert Anne Stern die schönen und die schlechten Erfahrungen der Personen und entwickelt mit viel Verständnis und dezentem Humor Erklärungen für die Beziehungsprobleme, die wie ein roter Faden die Handlung durchziehen. Dazu die spannende Geschichte der Geige. Über allem steht das Zitat aus diesem Buch „Die Vergangenheit war da, sie verschwand nicht einfach, wenn man sie ignorierte“ (Seite 278) oder auch das bekannte Zitat von August Bebel „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“.
Ein Buch geeignet für die Shortlist zum Deutschen Buchpreis.