Nicht monothematisch...
Nicht monothematisch. In ihrem neuen Roman "Wenn die Tage länger werden" vereint Anne Stern unterschiedliche Themenbereiche miteinander und weiß sie in einer angenehm erzählten Geschichte miteinander zu verschmelzen. 'Wenn die Tage länger werden' meint einen Sommer, in dem die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa ihren Sohn für sechs Wochen - nach den Ferien wird die Einschulung folgen - dem Vater überlässt, sie also gewissermaßen sich selbst überlassen ist. Eine nachdenkliche Zeit beginnt; Fragen tauchen bei Lisa auf: Wer bin ich eigentlich ohne mein Kind? Neue Kontakte werden geknüpft, beispielsweise zu einem Erzieher aus der Kita des Sohnes, weil das Kita-Abschlussgespräch noch aussteht. Lisa entdeckt auf dem Dachboden eine alte Geige und beschließt, diese aufarbeiten zu lassen; die Geige erinnert Lisa nicht nur an ihre Kindheit und ihre fordernde Mutter sondern scheint auch ein Geheimnis in sich zu tragen; offensichtlich ist die Geige um einiges älter als vermutet und im Dritten Reich von Lisas Großvater in einem jüdischen Geschäft erworben worden; ein Tabuthema innerhalb der Familietsucht auf - die SS-Vergangenheit des Großvaters; Lisa taucht ein in die Geschichte ihrer Familie und versucht, ihre Mutter zur Rede zu stellen. Auch die Begegnung mit der Obstbäuerin Ute, auf die sie bei der Suche nach einem Restaurator stößt und der Geigenbauer Hans wirken nachhaltig auf Lisa ein. Handelt es sich bei der Geige um Raubgut? Als Lisas Sohn frühzeitig aus den Ferien zurückkehrt, freut sie sich sehr, weiß aber genau, dass sie einen derart besonderen Sommer nie erlebt hätte, wäre der Sohn allzeit an ihrer Seite gewesen. Ein unterhaltsamer Roman, der durchaus mit 'Tiefgang' aufwarten kann.