Sommerroman mit schöner Sprache

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rosetheline Avatar

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In dem Roman "Wenn die Tage länger werden" von Anne Stern geht es um Lisa Fischer, Musiklehrerin und alleinerziehende Mutter eines sechsjährigen Sohnes. Zum ersten Mal seit der Geburt ihres Kindes hat sie einen ganzen Sommer für sich allein, denn ihr Ex-Lebensgefährte, Janusz, nimmt den Sohn mit in den Urlaub nach Polen an die Ostsee.
Planlos lebt Lisa anfangs in den Tag hinein, bis sie irgendwann die Idee hat auf ihrer alten Geige, die sie von ihrem Vater bekommen hat, zu spielen. Da diese aber nicht mehr ganz intakt ist, fährt sie zu dem Geigenbauer Hans, der mit seiner Tochter Ute abseits der Stadt lebt. Durch ihn entdeckt sie, dass ihre Geige tiefe Geheimnisse mit sich trägt.

Stern hat einen Roman geschaffen, der wirklich schön geschrieben ist. Die bildhafte und poetische Sprache hat mir gut gefallen. Auch die Beschreibungen rund um und in Freiburg und den Titisee haben mich in Erinnerung an einen zurückliegenden Urlaub in dieser Gegend schwelgen lassen. Im Roman finden sich viele Themen, wie z.B. die Rolle der Frau und damit einhergehend eine alleinerziehende Mutter zu sein, aber auch eine schwierige Beziehung zur Mutter zu haben, sowie die Rolle des Mannes (als Vater), aber auch die eigene Familiengeschichte zu recherchieren und zu hinterfragen.
Da einige dieser Themen relativ komplex sind, wurden sie manchmal nicht ganz so tief ausgearbeitet und haben dadurch nicht die Tiefe bekommen, die sie verdient hätten. Einige Handlungen waren zudem vorhersehbar und hangelten in der Mitte von Normalität und Kitsch.

Zusammenfassend hat mir "Wenn die Tage länger werden" aber gut gefallen und ist ein guter Sommerroman bei dem ich auch noch etwas dazulernen durfte.
Daher vergebe ich 3,75 Sterne.