Kein typisches Sachbuch

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singstar72 Avatar

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Ein wenig unglücklich ist es, dieses Buch als "Sachbuch" anzukündigen und einzuteilen. Ganz falsch ist das Etikett nicht, doch weckt es Erwartungen, die das Buch nur zum Teil erfüllt. Und doch ist es eine sehr lohnenswerte Lektüre.

Der Autor wird verschiedentlich als "der beliebteste Essayist Koreas" bezeichnet, und das trifft es schon viel eher. Denn im Vordergrund steht ein vergnüglicher Gedankenspaziergang, zu dem er den Leser einlädt. Rhee Kun Hoo berichtet dabei aus seinem Leben, erzählt Anekdoten, folgt seinem Lebenslauf. An dieser Schnur entlang reiht er verschiedene Themen auf, die er in kurzen, griffigen Kapiteln bearbeitet: Älterwerden, Lebensrückblick, Umgang der Generationen, Vergebung und Bedauern.

Der Tonfall ist dabei durchgängig von einem lockeren Humor getragen, der dennoch nicht ohne Tiefgang ist. Ein Montaigne ist er daher sicher nicht, aber doch nicht unähnlich einem Emerson oder einem Thoreau. Nicht zu vergessen ist auch, dass das Buch die koreanische Kultur und ihre Erwartungen widerspiegelt. Und wie der Autor diese teilweise gewitzt unterläuft!

Wer hier also einen Ratgeber zur Lebensbewältigung erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Rein sachlich betrachtet, bietet das Buch sicher nicht viel Neues. Wer sich aber für einen weisen, lebensklugen Menschen und seine Weltsicht sowie die Kultur Koreas interessiert, der hat hier lohnende Lesestunden vor sich.