Erst fühlen, dann (zer)denken

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rabentochter Avatar

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Nico liebt Kosta. Kosta liebt Nico und alles wäre schön, wären da nicht die 14 Jahre Altersunterschied, die die beiden trennen und „die Leute“, die Nico die Beziehung zu einem jüngeren Mann ausreden wollen – nicht zu vergessen die Prtagonistin selbst, die es schafft wirklich alles zu zerdenken.
Grundsätzlich ein schönes Buch, das sich einem aktuellen Thema widmet: Was passiert, wenn sich eine erwachsene Frau in einen jüngeren Mann verliebt. Kann das gut gehen? Darf das sein? Nun fragt die Liebe ja bekanntlich nicht nach, wenn sie über einen kommt – so auch hier.
Allerdings ist es bei diesem Buch so, dass der 19-jährige sich erwachsener verhält als (fast) alle anderen vermeintlich Erwachsenen des Buches, was schon eine gewisse Ironie mit sich bringt. Die Protagonistin hingegen, 33 Jahre, geschieden, wird von ihrer Freundin bevormundet und betüdelt, als wäre sie 13 und die Freundin ihre Mutter. Nico schafft es nicht einmal, sich erfolgreich verbal dagegen zu wehren und lässt zu, dass die Gedanken der besten Freundin zu ihren werden. („Süße, ich will doch nur dein Bestes“... auf eine beste Freundin, die mich mit 33 Jahren noch mit „Süße“ anredet, könnte ich persönlich verzichten, aber das nur nebenbei.) Die restlichen Freunde der Protagonistin verhalten sich nicht viel erwachsener, denn scheinbar haben sie keine besseren Gesprächsthemen als sich permanent über den Altersunterschied lustig zu machen und ihr die Beziehung ausreden zu wollen. Es sei schließlich nicht gut für beide Seiten. Wenn man sich vorstellt, dass diese angeblichen Freunde, von denen Nico nur Gegenwind erfährt ohne sich zu wehren, die Gesellschaft repräsentieren und übersieht, dass es sehr überspitzt dargestellt ist, dann liest sich das Buch schnell und angenehm weg.
Kosta betrachtet die Beziehung zu Nico hingegen erfrischend realistisch und optimistisch und gibt nicht auf für beide zu kämpfen. Ein Buch, das zeigt, dass man auch heute noch für eine Liebe kämpfen muss, die aus dem Rahmen fällt – dass es sich aber lohnt! Und ein Buch, das außerdem zeigt, dass man und vor allem frau sich teilweise viel zu viele Gedanken macht.
Fazit: Ein gutes Buch, wenn man die Figuren manchmal mit etwas Abstand betrachtet.