Geniales Buch!

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mara_bücherherz Avatar

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Hinweis: Ich werde in meiner Rezension zitieren und möglicherweise Spoilern. Hier sei aber gesagt, dass ich keine Handlungen vorwegnehme. Jedes Kapitel des Buches ist in sich abgeschlossen.
"Meeresbiologie ist das sexy Fach der Biologie", sagt die Autorin auf einer der ersten Seiten. Damit hat sie recht. Woher ich das weiß? Ich habe selbst Meeresbiologie studiert und 2019 erfolgreich meinen Master in "Marine Biology" vollendet. Wenn ich heute jemand neuen kennenlerne und der typische Small Talk abläuft wird immer "OHHHH" und "Ach, wie cool" gesagt, wenn ich erzähle, ich hätte Meeresbiologie studiert. Tja, aber so schön, wie es im Internet dargestellt wird, ist es leider nicht. Und das wissen die wenigsten. Irgendwie erwartet nämlich immer jeder, dass ich in der Weltgeschichte rumtauche oder Haie kuschel. Und genau dieses Phänomen beschreibt auch die Autorin in "Wenn haie leuchten". Was Meeresbiologen wirklich machen, und wie ihre Arbeit die meiste Zeit aussieht, das erklärt euch Julia Schnetzer auf den ersten Seiten ihres Buches. Aber, wie hart die Arbeit auch sein mag (und wie sehr ich persönlich dieses ganze Schreiben und die Statistik - vor allem die Statistik) hasse, am wichtigsten ist das, was man dabei herausfindet und darum geht es im Rest des Buches. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es einen Hai gibt, der, wurde er in die Ecke gedrängt, rasend schnell Wasser schluckt, und zwar so viel, dass sein Bauch dabei dick und rund anschwillt? Ich wusste das auch nicht, und ich musste lachen als ich es gelesen habe (den Hai nennt man im Übrigen "Schwellhai", S. 40). Julias Schreibstil ist genial, ihre saloppe Art voller Humor macht es so leicht das Buch zu Lesen, dabei bekommt man ja eigentlich Wissen vermittelt: "prollige Unterbodenbeleuchtung" - mit diesen beiden Wörten beschreibt sie recht passend, wie ich finde, den fluoreszierenden Bauch eines Dunklen Kazenhais. Ein weiteres Phänomen des Buches, welches mir wirklich gut gefallen hat, ist, dass die Autorin immer wieder erwähnt, was man alles noch nicht weiß. Sie spricht über unfassbar viele verschiedene Felder der Meeresbiologie und erklärt was man alles schon herausgefunden hat, aber oft weiß man nicht warum, oder was etwas ist. Man weiß nur, dass es ist. Ein Beispiel: (S. 47) Sie beobachteten eine grün-gelb leuchtende gebänderte Scherengarnele, die plötzlich eine Wolke aus orangem fluoreszierenden Zeug ausspuckte. Ich schreibe "Zeug", da niemand eine Ahnung hat, was es ist und warum sie das tut. Außerdem hat man eine Quallen-Art gefunden, die sich zurück in ihr Polypenstadium versetzen kann und damit ihre gesamten Zellen einfach so zurück in Stammzellen verwandeln kann. Damit wäre sie in der Theorie unsterblich (würde sie nicht gefressen werden), und niemand kann sagen, wie alt die älteste dieser Quallen jemals geworden ist (S. 72). Außerdem schreibt Julia, warum man die Meeresforschung so dringend braucht. Oft genug hört man ja, dass bestimmte Forschungen überhaupt nicht relevant sein. Zum Beispiel hat die Meeresforschung die Medizin in den letzten Jahren mehr als nur verbessert, Stichworte GFP (Fluoreszenz-Proteine) oder die PCR-Methode. Julia nennt außerdem einige innovative Ideen, wie bereits gesammeltes Wissen in der Zukunft angewandt werden könnte: Die Fluoreszenzproteine aus Korallen sind extrem Antibiotikaresistent und könnten z.B. an Schiffsrümpfen angebracht werden um den Algenbewuchs zu unterbinden (S. 52/53). Eine andere Idee hat Mike Markovina: Er schlägt die Nutzung von fluoreszierenden Fischernetzen vor um Haie als Beifang zu vermeiden (S. 50).
Wie ihr seht, es ist super spannend und wenn ihr neugierig geworden seid, dann lest doch einfach selbst das Buch. Mir hat es mehr als nur gut gefallen und ich kann es jedem ans Herz legen. Es öffnet uns allen das Herz für das Meer, die Haie und die Forschung. Außerdem - das Buch beschreibt unsere wundervolle Welt, und all die Orte, die die wenigsten von uns je zu Gesicht bekommen.