Abenteuerroman, Familiensaga, Liebesgeschichte ...

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takabayashi Avatar

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... Und man könnte noch mehr Genres anfügen, z.B. Historischer Roman, denn das alles beinhaltet dieses Buch.
Es ist die Geschichte von Mauro Larrea, der als junger Mann nach dem Tod seiner Ehefrau mit seinen zwei kleinen Kindern zu neuen Ufern aufgebrochen war, von Spanien in die Neue Welt, nach Mexiko-Stadt. Wir befinden uns in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und lernen ihn als Mann in den Vierzigern kennen. Durch harte Arbeit und viel Geschäftssinn hat er es zu Wohlstand und Ansehen gebracht. Doch just in diesem Moment erhält er eine katastrophale Nachricht: sein amerikanischer Geschäftspartner ist verstorben und seine Investitionen haben sich in Luft aufgelöst, die von ihm bezahlten Maschinen wird er nie erhalten. Für ein großes Geschäft hatte er alles, was er besaß, eingesetzt, hatte sich verschuldet, und hat nun alles verloren. Seine Tochter ist gut verheiratet und erwartet ihr erstes Kind, aber sein Sohn, der auch demnächst in eine gute mexikanische Familie einheiraten soll,macht ihm Sorgen; er ist ein Luftikus und Rebell und wurde deshalb für ein Jahr nach Europa geschickt, um sich die Hörner abzustoßen. Mauro bangt nun, dass diese Ehe nicht zustande käme, wenn sein Ruin bekannt würde. Deshalb bricht er überstürzt auf, um irgendwie die Grundlagen für einen Neuanfang zu schaffen.
Als erstes verschlägt es ihn nach Kuba, nach Havanna und später dann weiter zurück nach Spanien, nach Jerez in Andalusien. Und immer ist sein Schicksal eng verbunden mit der Familie Montalvo, zuerst durch die künftigen Schwiegereltern seines Sohnes, denn die Schwester des Schwiegervaters lebt in Kuba und ist mit einem Spross der Familie Montalvo verheiratet. In Spanien dann lernt er die faszinierende Soledad Montalvo kennen, die allerdings mit einem - sehr viel älteren - englischen Sherry-Händler verheiratet ist.
Abenteuer, Liebe, Intrigen und Verrat, alles ist drin in diesem großartigen und spannenden Roman, ein wenig hat mich die Atmosphäre an den Grafen von Monte Christo erinnert, denn ähnlich episch geht es in dieser Geschichte zu. Toll geschrieben, keine seichte Schmonzette, hat mich dieses Buch von Anfang an gefesselt, und während des letzten Drittels konnte ich gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Nur an einer Stelle hatte ich das Empfinden, dass hier etwas zu viel des positiven Zufalls zusammenfabuliert worden war, aber das tat dem Lesegenuss keinen Abbruch. Und der deutsche Titel gefällt mir nicht - im Original heißt das Buch La Templanza, das ist der Name des Weingutes der Familie Montalvo in Jerez. Das hätte man vielleicht einfach so stehen lassen können. Aber das sind nur unwesentliche Kleinigkeiten. Alles in allem ein großes Lesevergnügen, volle Punktzahl und absolute Kaufempfehlung!