Den Blick auf neue Horizonte richten

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barbara62 Avatar

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In ihrem knapp 600 Seiten starken dritten Roman "Wenn ich jetzt nicht gehe", in Spanien das meistverkaufte Buch des Jahres 2015, erzählt die 1964 geborene María Dueñas ein Jahr im Leben des Mauro Larrea.

Nach dem frühen Tod seiner Frau mit zwei Kleinkindern von Spanien nach Mexiko ausgewandert, hat Mauro Larrea es vom Bergarbeiter zum reichen Silberminenbetreiber gebracht und bewohnt einen prachtvollen alten Palast in Mexiko-Stadt. Nur dieser, mit einer hohen Hypothek belastet, bleibt ihm, als er knapp 50-jährig nach einem hochriskanten Geschäft bankrottgeht. Der Sezessionskrieg hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und unverschuldet steht er vor dem Ruin.

Vier Monate Zahlungsziel räumt ihm der Wucherer Tadeo Carrús im perfidesten Vertrag seines Lebens ein, bevor er seinen Palast dem Erdboden gleichmachen will. Doch wo und wie soll Mauro Larreo so schnell zu Geld kommen? Sein abenteuerlicher Weg führt ihn über Kuba zurück ins Mutterland Spanien, nach Jerez de la Frontera, immer in dem Bestreben, das Kapital zusammenzubekommen, um nach Mexiko zurückzukehren, „sein Eigentum, seinen Status, seine Vergangenheit zurückzuerobern“ und „um mit gestärktem Selbstvertrauen wieder in die Haut des Mannes zu schlüpfen, der er einmal gewesen war.“

Von der ersten Seite an, auf der man von Mauro Larreos Bankrott erfährt, habe ich Partei für diesen Mann ergriffen und bin ihm gerne auf seinem abenteuerlichen Weg über zwei Kontinente gefolgt. Untergang, Verrat, Intrigen, ein altes Familiengeheimnis, verzweifeltes Verlangen nach Liebe und ein spannender Kampf gegen die Zeit sind die Zutaten zu diesem opulenten historischen Roman. Daneben hat mir auch die Zeichnung der Charaktere gefallen, die nie nur schwarz oder weiß sind, ebenso wie die historischen Hintergründe des Verhältnisses zwischen dem spanischen Mutterland und dem südamerikanischen Kontinent.

Ein flüssig erzählter, spannender historischer Roman in einem geografischen Kontext, über den ich bisher noch nicht viel gelesen hatte.