Ein Lesehighlight!

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ismaela Avatar

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Selten hat mich ein Buch so gefesselt, wie dieses. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, aber ich habe mich bei fast 600 Seiten auch auf ein paar Längen eingestellt.
„Wenn ich jetzt nicht gehe“ wurde bereits 2015 in Spanien veröffentlicht und war DER Renner. Und wie ich finde: zu Recht.
Mauro Larrea, der sich von ganz unten nach ganz oben gearbeitet hat, verliert auf einen Schlag alles, setzt alles auf eine Karte, geht von Mexico nach Havanna, danach nach Spanien. Er versucht, sich erneut eine Existenz aufzubauen und begegnet dabei der Liebe seines Lebens.
Zwei Dinge sind mir an diesem Roman besonders aufgefallen: María Duenas gelingt es fast mühelos, einen konstanten Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, während sie eine Fülle an Personen und Ereignissen vor dem teilweise atemlosen Leser ausbreitet. Nahezu Schlag auf Schlag prasseln die Schicksalsschläge auf den armen Mauro ein, und nur seine wohl platzierten Erfolge hindern den Leser am pausenlosen gequälten Aufstöhnen. Der zweite große Pluspunkt in dieser Geschichte ist die Autorin selbst, die den sogenannten „allwissenden Autor“ straff am Zügel hält. So beschreibt sie ausschließlich Gedanken und Empfindungen ihres Hauptcharakters Mauro. Zwar werden auch die anderen Personen von ihr als vielschichtige und sehr realistische Individuen mit ihren Motiven und Ambitionen geschildert, in deren Köpfen kann man aber nicht schauen. Das macht die Geschichte für mich persönlich absolut authentisch und spannend.
Ein Höhepunkt ist sicherlich das nervenaufreibende Billiardspiel zwischen Mauro Larrea und Gustavo Zayas, das nicht nur die Zuschauer im Bordell in Atem hält. Zu keiner Zeit lässt die Spannung nach – ob es die Verwicklungen zwischen Mauro und Carola Zayas ist, das Treffen mit dem schmierigen Wucherer Tadeus Carrús, seine schicksalhafte Begegnung mit Soledad Montalvo oder die enge Freundschaft mit seinem Diener Santos. Bis nahezu zur letzten Seite wird der Leser an die Zeilen gefesselt. Ein großartiger Roman einer tollen Schriftstellerin – für mich eines der Lesehighlights in diesem Jahr!