Erwartungen nicht erfüllt

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solie Avatar

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"Wenn ich jetzt nicht gehe" von Maria Duenas begann ich voller Interesse und Aufmerksamkeit zu lesen. Letztlich mochte ich das Buch jedoch immer weniger zur Hand nehmen und fertig lesen. Es ist von Anfang bis Ende ambivalent, hielt mich in einem ständigen Wechsel von "fantastisch" und "langweilig" gefangen, bis ich die letzten 100 Seiten nur noch überflog, weil ich es schlichtweg nicht mehr ausgehalten habe, und es endlich loszuwerden versuchte.

Nicht falsch verstehen: es ist ein gutes Buch. Ganz gut geschrieben, ganz nette Geschichte. Doch für mich bleibt am Ende der 589 Seiten nichts. Ich habe in dem Roman der spanischen Autorin leider nichts gefunden, das ich für mich hätte mitnehmen können.

Die Geschichte von Mauro Larrea ist im Grunde interessant. Ein Unternehmer, der vor dem Ruin steht, versucht im letzten Moment seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wäre es nur dabei auch geblieben. Doch die gesponnenen Intrigen, die Larrea durchläuft, die Wendungen, die die Geschichte nimmt, wirken einfach zu konstruiert, zu gekünstelt. Damit hätte ich noch gut leben können, wenn sich nicht am Ende der eigentliche Konflikt - wie ich es leider schon früher befürchtet habe - in Wohlgefallen aufgelöst hätte.

(Achtung, Spoiler!)

Seitenweise wird zu Beginn berichtet, wie wichtig es ist, dass er innerhalb der ihm gesetzten Zeit die erste Rate zurückzahlt. Sobald er in Spanien ist gilt jedoch das Motto "aus den Augen, aus dem Sinn". Hineingezogen in die dramatische Familiengeschichte der Montalvos sind Larreas eigene Probleme zum absoluten Hintergrund degradiert. Und zu guter Letzt wird dieser Konflikt, von dem einmal alles ausging, in einem (!) Absatz geklärt. Nein, das will ich so nicht hinnehmen.

Auch die anderen Konflikte werden erst seitenweise dramatisiert und dann lassen sich die fiesen Antagonisten einfach auf ein Schiff nach Kuba verfrachten? Und dann: Praktischerweise begeht der Ehemann der wunderhübschen Angebeteten schließlich noch Selbstmord und alle können in Frieden leben.

Es wäre besser gewesen dieses Buch in eine Trilogie zu packen, dann wäre man dem netten Plot vielleicht gerecht geworden. Eine Geschichte nur für Mauro, der sein Leben zu ordnen versucht. Eine Geschichte für Soledad, die ihr Leben zu ordnen versucht. Eine Geschichte, in der beide zusammen finden. So bleiben es 589 langatmige Seiten, die mal Höhen und mal Tiefen haben, wobei zum Schluss die Tiefen für mich überwiegen. Schade.

Die drei Sterne sind ehrlicherweise nur für die ersten dreihundert Seiten. Den Rest bewerte ich lieber nicht. Ich war enttäuscht, hatte mir mehr von dem Buch versprochen.