Literarisches Kunstwerk trifft Telenovela

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gisel Avatar

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Mexiko-Stadt, Mitte des 19. Jahrhunderts. Mauro Larrea, reich geworden in und durch die Silberminen Mexikos, wird mit einem Schlag insolvent durch eine geschäftliche Fehlinvestition. Er macht sich auf den Weg, sich eine neue Chance zu eröffnen. Diese führt ihn ins spanische Jerez, als er bei einem Billardspiel ein Weingut gewinnt. Dort will er das Weingut verkaufen und trifft dabei auf eine Frau, die auf sein weiteres Schicksal Einfluss nehmen wird.

In einer sehr poetischen Sprache schildert die Autorin María Dueñas zunächst Mauros Ausgangssituation, so dass der Leser das prachtvolle Gebäude vor sich sehen kann, das er für sich und seine Kinder erstanden hat. Auch wenn sich Mauros Lebenswelt von der unsrigen sehr unterscheidet, findet der Leser dank der gelungenen Beschreibungen der Autorin schnell hinein. Man meint sogar die Gerüche einzuatmen, die im jeweiligen Ort eine Rolle spielen.

Mauro kommt dabei sehr sympathisch herüber, er hat sich von unten hochgearbeitet und war seinen Arbeitern gegenüber immer fair. Diesen erneuten Schicksalsschlag nimmt er mit erstaunlicher Gelassenheit als neue Herausforderung an, die es zu bezwingen gilt. Er geht auf die Suche nach einer neuen Chance, und es werden ihm überraschend viele angeboten. Dabei muss er zwar immer wieder entscheiden, in welche Richtung er gehen wird, doch er wird seinen Weg finden, so steinig er auch geworden ist.

Das Buch bietet immer wieder neue, überraschende Entwicklungen, so, wie sich ja auch Mauro auf seiner Suche nach einer neuen Chance auf ein Abenteuer einlässt. Allerdings schimmert ein der zweiten Hälfte eine Note von „Telenovela“ durch, die mir persönlich nicht so gut gefallen hat. Auch das furiose Finale ist etwas, das ich mir lieber etwas ruhiger vorgestellt hatte. Auf mich wirkt es etwas unrealistisch in der Anhäufung der Ereignisse. Schade, denn wenn ein schnödes Billardspiel zu einem mehrseitigen literarischen Kunstwerk gerät, setzt das für mich andere Maßstäbe als eben die einer Telenovela.

So bleibe ich nun zwiegespalten, gerne hätte ich dem Buch 5 Sterne gegeben. Doch trotz aller schönen Lesestunden reicht es in meinen Augen nur für – zugegeben hoch angesetzte – vier Sterne. Insgesamt ein Buch, das ich wegen dem bezaubernden Schreibstil gerne weiter empfehle.