Runder Einstieg in die Geschichte, der das Interesse auf den weiteren Verlauf weckt

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mary-sophie Avatar

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Das Cover ist gleichzeitig modern, aber hat trotzdem auch einen latmodischen Charme, der darauf begründet wird, dass die junge Dame ein recht altmodisches Kleid trägt und auch ihre Frisur sich zu dem Anfang des 20. Jahrhunderts einordnen lässt. Dazu passend wirkt das Bild leicht verpixelt / unscharf, was bei mir sofort einen nostalgischen Eindruck geweckt hat. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn Personen auf dem Cover sichtbar sind, aber hier wurde dies recht gelungen präsentiert, indem das Cover nicht zu modern wirkt, sondern sich der Vergangenheit anpasst.
Von der ersten Seite an hat mir der Schreibstil gut gefallen. Die Leseprobe ließ sich flüssig und leicht lesen, es gab für mich keine Probleme bei irgendwelchen Worten und hat mir einen stetigen Lesefluss ermöglicht. Besonders interessant fand ich die Erzählsituation. Bei den Beschreibungen von New York gibt es einen Ich-Erzähler, über den man zwar einiges erfährt, jedoch bleibt er bisher trotzdem eine Person, die ich nicht einordnen kann. Dafür weiß ich nicht nur zu wenig über ihn, sondern auch über die gesamte Geschichte. Lustig finde ich es, dass der junge Mann nicht namentlich benannt wurde und mich würde es interessieren, ob sich dies im Verlauf des Romans noch ändert.
Positiv aufgefallen ist mir, dass die Vergangenheit, beginnend mit Martha´s Geburt eine andere Erzählinstanz hat, ich würde auf einen allwissenden Erzähler tippen. Es ist schön, dass man Martha nicht erst ab einem bestimmten Alter kennenlernt, sondern schon kleine Details aus ihrem jungen Leben erfährt, u.a. ihr erstes Wort, was mich zum schmunzeln gebracht hat.
Die Beschreibungen, sowohl aus der Vergangenheit, als auch aus der Gegenwart, gefallen mir sehr gut. Sie sind nicht zu oberflächlich, aber auch nicht zu tiefgründig. Das gefällt mir sehr gut, da man so einen guten Einblick in das Leben der Protagonisten bekommt, und dabei schon herauslesen kann, dass verschiedene Emotionen bei dem Leser heraufbeschworen werden.
Es gibt eine Vermischung von emotionalen Szenen, die mir Gänsehaut beschert haben (z.B.: das Martha davon ausgeht, dass ihr kleiner, verstorbener Bruder mit am Esstisch sitzt), mit Szenen, die mich zum Schmunzeln gebracht haben und die Situation auch wieder aufgelockert haben (z.B.: die Aussage des jungen Mannes, indem er seine Schwester mit einem Leuchtturm vergleicht, und er nur daneben steht und nicht die gleichen Erfolge vorweisen kann, wie sie).
Der junge Ich-Erzähler wirkt auf mich sehr auf dem Boden geblieben, ihm ist das Geld nicht das Wichtigste, sondern Informationen über seine Vorfahren. Dadurch wird gekonnt das Urinteresse vieler Menschen dargestellt, zu wissen, woher seine Wurzeln kommen und mehr über seine Ahnen zu erfahren.
Mir hat auch die unterschwellige Kritik oder das Hinweisen an der Menschheit und dem Städtebau. Viele Menschen sind viel zu beschäftigt, um auf die Umgebung oder andere Menschen zu achten, sie eilen durch die Stadt, ohne einen Blick für ihre Umwelt zu haben. Außerdem wird die Natur und das Ökosystem teilweise zerstört, indem immer mehr Gelände dafür genutzt wird, um Häuser zu bauen, usw.
Anhand der Leseprobe konnte ich mich etwas in die Geschichte einlesen, es gab sowohl Informationen aus der Vergangenheit von Martha, als auch von dem jungen Mann, der sich nun in New York aufhält. Die Leseprobe hat einen kurzen Einblick gegeben, der bei mir aber noch einige Fragen offen gelassen hat, da die Geschichte gerade erst gestartet ist. U.a. natürlich nach Martha´s Schicksal, aber auch nach dem erwähnten Verkauf des Tagebuchs bei Sotheby´s. Wie es genau dazu kam oder wie es weitergehen wird. Es muss unglaublich schwer sein, das Tagebuch plötzlich verkaufen zu müssen, da darin nicht nur ein Stück Familiengeschichte begründet wird, sondern die Protagonisten somit auch eine Erinnerung an ihre Vorfahrin Martha haben.