Sehr subtil, aber genau auf den Punkt gebracht

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jjs_welt Avatar

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Toxische Eltern-Kind-Beziehungen gibt es ja auf vielerlei Art und Weise. Da gibt es natürlich sehr offensichtliche, missbräuchliche Verhaltensweisen, aber es gibt auch diese unterschwelligen, auf den ersten und vielleicht sogar zweiten Blick nicht sichtbaren Vorgänge, die ein Kind aber genauso gut traumatisieren können.

Ich würde sagen, ich kann sehr gut mitfühlen mit den Charakteren aus dem Buch. Man kommt sich leider immer etwas beschämt vor, von solchen Problemen zu erzählen, weil die Familie ja für Außenstehende oft nicht offensichtlich „schlecht“ zu einem war. Aber dann doch irgendwie schon und zwar gewaltig…

Ein schwieriges Thema, wovon die Autorin erzählt und ich finde es gelungen wiedergegeben. Dieses indirekte Piesacken, diese schwierigen Vater-Mutter-Dynamiken, dieses Kontrollieren, diese zweideutigen Komplimente, die immer etwas Kritik beinhalten und leider Gottes dann durchaus auch zu Essstörungen, einem verzerrten Selbstbild, Scham und immer wiederkehrenden Zweifel führen.

Gut dargestellt finde ich auch, wie sich diese frühen Erfahrungen durch das ganze Leben der Kinder zieht. Wie man nie den nötigen Abstand gewinnen kann, weil man sonst ein schlechtes Gewissen eingeredet bekommt und wie verworren Gefühle wie Abneigung und Liebe geworden sind.

Ein Buch, das ab und zu tatsächlich ätzend ist, einfach aufgrund der Thematik. Aber welches wirklich die Essenz dessen wiedergibt, was sich in Familien mit unzufriedenen, eher dominanten Müttern abspielt.

Wer natürlich einen Leitfaden sucht, wie man diese Probleme durchbricht, dem wird damit nicht geholfen. Es ist eher eine Tatsachenbeschreibung und kann durchaus zum Nachdenken anregen.