Fragmentarisch

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sonnenblumeberlin Avatar

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Jara und Anto lernen sich auf dem Fußballplatz kennen und werden unzertrennlich. Sie teilen alles: ihre Kleidung, ihr Lipgloss, ihre Geheimnisse und ihre Wut auf die Welt, in der sie leben. Sie sind laut, rebellisch, unaufhaltsam – bis ihre Kontrolle über das eigene Leben allmählich entgleitet. Von Anfang an schwebt eine unterschwellige Bedrohung über ihnen, ein Gefühl, das sich mit jeder Seite verstärkt. Die Sprache ist direkt, roh und unverblühmt. Unterlehberg zeichnet ein eindringliches Bild der beiden Protagonistinnen, die sich selbst suchen, ihre Grenzen austesten und in einer Welt voller Widersprüche zurechtfinden müssen.

Besonders beeindruckt hat mich die Authentizität der Gedanken und Gefühle, die Jara durchlebt. Ihre Zweifel, ihr Neid, ihr Kampf mit der eigenen Identität und ihrer Wahrnehmung als Frau sind realistisch und schmerzhaft ehrlich beschrieben. Auch die Thematisierung von sexualisierter Gewalt und der Angst, die viele Frauen von klein auf begleitet, geht unter die Haut.

Die kurzen, fragmentarischen Kapitel unterstreichen nicht nur Jaras rastlose Gedankenwelt, sondern auch den rauschhaften Charakter der Geschichte. Der Alkohol- und Drogenkonsum, die Erinnerungsbrüche und die verwischenden Grenzen zwischen Realität und Vorstellung verstärken diesen Effekt. Allerdings hat mich dieser Stil an manchen Stellen auch verwirrt – besonders in den Sprüngen zwischen Vergangenheit und Gegenwart musste ich manchmal zurückblättern, um mich wieder zu orientieren.

„Wenn wir lächeln“ ist ein Buch, das nicht immer angenehm zu lesen ist, aber genau deshalb so wichtig ist. Es ist eine Geschichte über Wut, Freundschaft und die ungeschönten Realitäten des Aufwachsens als Frau.