Girlhood und Gewalt

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„Wenn wir lächeln“ von Mascha Unterlehberg erzählt die Geschichte von Jara und Anto, zwei fünfzehnjährigen Millennials. Anto gibt in der Freundschaft den Ton an, ist dominant und wirkt zumindest nach außen selbstsicher. Jara bewundert sie, ordnet sich unter. Vieles zwischen ihnen ist kompliziert, ungeklärt und bleibt unausgesprochen – und doch geben sie sich Halt. Sie teilen die Liebe zu Lipgloss und Cherry Coke, aber auch die Erfahrung männlicher Gewalt im Alltag. Und so suchen Jara und Anto nach Wegen, sich zu wehren und zurückzuschlagen.

Die Geschichte wird in kurzen, fast abgehackten Kapiteln erzählt, mit vielen Zeitsprüngen, was dem Buch Wucht und Härte verleiht. Ich bin hineingekippt in diese Mädchengemeinschaft, fühlte mich erinnert an eigene Freundschaften, daran, wie es sich manchmal anfühlt, 15 zu sein. Ein für mich sehr nostalgischer Text – nicht nur wegen MTV, Pfirsichduschgel und kino.to, sondern auch wegen der Misogynie, die Anto und Jara schon so früh erleben. Wie seltsam sich das als junges Mädchen anfühlte, und gleichzeitig gab es oft keine Worte dafür, niemanden, der es eingeordnet hätte.

Ich kann nicht sagen, dass ich das Buch „gern“ gelesen habe, aber es hat viel in mir ausgelöst. Weibliche Wut richtet sich oft nach innen, doch Jara und Anto gehen auch nach außen. Nicht immer konnte ich sie verstehen, nicht immer war ich emotional ganz bei ihnen. Und war doch beeindruckt von ihrer Verletzlichkeit und Stärke.

Ich wünschte, mein 15-jähriges Ich hätte die Chance gehabt, dieses Buch zu lesen.