Keine leichte Kost - trotzdem sehr gut!

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antjefk Avatar

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Zunächst muss man sagen: "Wenn wir lächeln" von Mascha Unterlehberg ist keine leichte Kost. Das Buch enthält auf der letzten Seite nicht umsonst die Trigger-Warnung zu: Gewalt, sexualisierte Gewalt und Suizid. Auch der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. In den Dialogen fehlen die Anführungszeichen, so dass man sehr konzentriert lesen muss. Zusätzlich gibt es eine Menge Zeitsprünge auch innerhalb der Kapitel. Das muss man mögen bzw. sich darauf einlassen. Mir hat es trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) sehr gut gefallen. Das Thema der Frauenfreundschaft und der Zusammenhalt zwischen den Mädchen Jara und Anto steht im Mittelpunkt. Beide sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich. Anto aus reichem Haus, aber vollkommen selbstbewusst und unangepasst - leider auch von ihrer Mutter vernachlässigt, welche lieber in der Welt herumjettet als sich um Anto zu kümmern. Jara ist eher die Angepasste, Tochter einer alleinerziehenden und hart arbeitenden, aber umsorgenden Mutter. Jara und Anto freunden sich an, teilen alles miteinander und fühlen sich wie Schwestern - gegen den Rest der Welt, insbesondere gegenüber männlicher Dominanz. Beide steigern sich immer mehr in Gewaltphantasien hinein bis zu dem Moment, wo sie sich wehren.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive von Jara erzählt. Innerhalb der Kapitel häufen sich die Zeitsprünge, so dass man erst am Ende des Buches einen Überblick über alle Zusammenhänge erhält. Das Ende selbst bleibt offen.
Die Autorin schafft es durch ihren ganz eigenen Schreibstil einen Roman zu entwickeln, der besonders und einzigartig ist. Wer sich darauf einlässt und die entsprechenden Trigger aushalten kann, wird mit einer unglaublich guten Story belohnt.