Krasser Roman, der niemanden unberührt lässt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
maluli Avatar

Von

Anto ist krass. Sie ist selbstbewusst, sie ist reich, sie ist gewaltbereit, sie schreckt vor absolut gar nichts zurück. Sie ist auch unfassbar zerbrechlich und einsam.
Jara ist von Anfang an von Anto fasziniert und es entwickelt sich eine jugendliche Freundinnenschaft, die unglaublich intensiv und fragil zugleich ist.

Und eines Tages steht Jara auf einer Brücke und blickt auf die Ruhr, in die Anto gesprungen ist und nicht mehr auftaucht. Jara blickt auf den Fluss und Erinnerungen durchströmen sie, während sie nicht weiß, ob ihre Freundin jemals wieder lebendig auftaucht.
Der Tod schwingt auf jeder Seite des Romans mit, der wie ein Strom ist, der die Lesenden weiter und weiter zieht. Der ganze Roman ist wie ein Rausch. Schnell, intensiv, fragmentarisch, nichts Gutes verheißend.
Die Leerstellen lassen sehr viel Raum für Interpretation, was mir sehr gut gefallen hat. Am meisten bewegt war ich von Jaras unvollständigiger Aneinanderreihung von männlichen Übergriffen, die sie irgendwann abbricht, weil die Liste ohnehin endlos wäre. Ich denke, jede Frau kann diese Liste beliebig lang erweitern. Man fragt sich vielleicht, woher diese jugendliche Wut bei Anto und Jara kommt- sie ist ein direktes Produkt der Welt, in der wir alle Leben. Einer Welt, wo schon junge Männer psychische und körperliche Gewalt an Frauen ausüben und alles ungesehen und ungestraft bleibt.
"Wenn wir lächeln" ist ein großartiger Roman, der die Lesenden zu keinem Zeitpunkt unberührt lässt. Ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen und empfehlen ihn wirklich allen (und ganz besonders Fans von Mareike Fallwickl und Fatma Aydemir).