Rezension zu "Wenn wir lächeln"

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„Wenn wir lächeln“ von Mascha Unterlehberg ist ein Buch, das einen spannenden Ansatz bietet, aber leider nicht in allen Bereichen vollkommen überzeugen kann. Der Roman ist in zwei Teile unterteilt, was dem Leseerlebnis eine interessante Struktur verleiht und den Lesefluss fördert. Besonders gefallen haben mir die kurzen Kapitel, die es einem ermöglichen, sich auch bei wenig Lesezeit schnell in die Geschichte einzufinden. Leider gibt es in der Ausführung der Geschichte einige Aspekte, die für mich das Lesevergnügen getrübt haben.
Einer der größten Kritikpunkte, die ich am Buch habe, ist der Schreibstil der Autorin. Obwohl Mascha Unterlehberg mit ihrer Sprache durchaus etwas Einzigartiges anstrebt, empfand ich den Stil als recht anstrengend und kompliziert. Es gab viele Passagen, die mich beim Lesen aus dem Rhythmus gebracht haben, und ich musste oft zurückblättern, um einen Abschnitt noch einmal zu lesen, auch bei an und für sich intensiven Szenen, wie z.B. der gemeinsame Überfall auf eine Parfümerie. Dies hat leider dazu geführt, dass ich mich nicht immer auf die Story konzentrieren konnte, was den Lesefluss erheblich beeinträchtigte. Das wäre an sich noch zu verschmerzen, wenn es nicht die gesamte Lektüre beeinflusst hätte.
Ein weiterer Punkt, der mich sehr gestört hat, ist das Fehlen wörtlicher Rede. In einem Buch, das stark auf zwischenmenschliche Beziehungen und die Charakterentwicklung setzt, ist dieser Mangel besonders bemerkbar. Ohne direkte Dialoge fiel es mir schwer, eine echte Verbindung zu den beiden Hauptprotagonistinnen aufzubauen. Ihre Gedanken und Gefühle bleiben dadurch eher abstrakt und schwer greifbar, obwohl die Charaktere an sich viel Potenzial und Tiefe bieten. Dies war für mich sehr schade, denn die Autorin lässt in ihrem Werk durchaus historische Anspielungen einfließen, wie etwa Referenzen zu alten Liedern und Jugendzeitschriften. Diese schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre und transportieren den Leser gekonnt in die vergangene Zeit. Leider wurde dieses Potenzial durch die fehlende emotionale Tiefe, die über die Sprache der Figuren hätte vermittelt werden können, nur teilweise ausgeschöpft.
Die beiden Hauptfiguren sind sicherlich interessante Persönlichkeiten, die in ihrer Komplexität faszinierend sind. Aber der Zugang zu ihnen bleibt aufgrund der oben genannten Kritikpunkte leider auf der Strecke. Als Leser bleibe ich mit dem Gefühl zurück, dass das Buch viel mehr hätte bieten können, wenn der Schreibstil und die Gestaltung der Charaktere etwas eingängiger gewesen wären.
Trotz dieser Mängel möchte ich nicht verschweigen, dass der Roman in seiner Gesamtheit nicht ohne Reiz ist. Die Grundidee und die historischen Verweise sind durchaus gelungen und tragen dazu bei, dass das Buch nicht einfach „nur“ eine Geschichte erzählt, sondern auch eine Zeit und ein Gefühl vermittelt. Dennoch lässt sich insgesamt festhalten, dass „Wenn wir lächeln“ nicht das volle Potenzial entfaltet, das in ihm steckt.
Insgesamt gebe ich dem Buch 3 von 5 Sternen. Es hat seine Stärken, vor allem in der Retro-Charme Atmosphäre und den kurzen Kapiteln, doch der anstrengende Schreibstil und die fehlende wörtliche Rede trüben das Leseerlebnis leider erheblich. Es ist ein Werk mit Potenzial, das jedoch nicht ganz die erhoffte Tiefe erreicht.