Weibliche Wut aufgrund männlicher Übergriffe

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„Wir haben alle Angst. Es ist unmöglich, keine Angst zu haben. Aber das darf dich nicht einschränken. Es darf nicht dazu führen, dass du Umwege machst, Orte meidest, den Blick senkst, wenn sie an die vorbeilaufen. Verstehst du das? Lass sie deine Angst nicht spüren. Das ist wichtig.“ S. 158

Sexuelle Übergriffe im Klassenzimmer, betatscht werden in der Disko, Dumme Anmachsprüche an der Bushaltestelle. Fast jede Frau kennt das. Und wenn man sich wehrt ist man im besten Fall eine Zicke, in der Regel aber viel eher eine dumme Schlampe.
Jara und Anto sind noch nicht einmal volljährig und sehr wütend. Sehr, sehr wütend. Dass sie als Objekt wahrgenommen werden. Dass man ihnen ungefragt auf die Brüste glotzt. Dass manche meinen, sie durch Drinks gefügig machen zu können. Jedes Mal ein kleiner Tropfen, der die Wut ein bisschen mehr schürt. Bis es nicht mehr auszuhalten ist.
Und dann stehen Anto und Jara auf einer Brücke. Und Anto springt. Und Jara bleibt zurück. Erstarrt. Taucht Anto gleich wieder auf oder ist sie vom Fluss mitgerissen worden?

Ein wichtiger Roman über weibliche Wut, die durch männliche Übergriffe, die mit einer Selbstverständlichkeit ausgeübt werden, angefacht wird. Eine leider traurige Wahrheit, die mich beim Lesen selbst richtig wütend gemacht hat, sind mir doch einige eigene Erlebnisse wieder präsent geworden, sodass ich am liebsten selbst einmal mit dem Baseballschläger von Jara und Anto zugeschlagen hätte.

Dennoch konnte mich der Roman nicht restlos überzeugen. Sprachlich hat er mir nicht zugesagt und die zeitliche Einordnung der einzelnen Szenen war etwas verwirrend. Die Frauenfreundschaft scheint mir an manchen Stellen etwas toxisch. Ich habe auch nicht ganz begriffen, was in Anto wirklich vor sich geht.

Wie gesagt dennoch ein wichtiges Buch, weil es um ein wichtiges Thema geht.