Wenn die Wut sich entläd

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dicketilla Avatar

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Eigentlich ist Anto ein Mädchen, mit dem sich Jara niemals abgegeben hätte. Das Mädchen mit dem Baseballschläger unter dem Bett und immer einen Plan parat. Jara, die Einzelgängerin, die durch Anto erstmalig eine Freundschaft, fast schon schwesterlich empfindet. Sie ziehen um die Häuser, ecken an, verschaffen sich Respekt, stehlen und stets spielt Alkohol dabei eine Rolle.

Wie bereits das Cover diesen verwischten Eindruck, der Blick der jungen Frau Traurigkeit, Verzweiflung, aber auch Sehnsucht in sich trägt, so sprunghaft verläuft auch die Geschichte. Anto springt von der Brücke und Jara verzweifelt, unzählige Gedanken gehen ihr durch den Kopf. Und so erzählt sie uns Lesern, wie ihre Freundschaft verlief, wie sie sich gegen die patriarchalen Gewalt wehren, sich Gehör, Respekt verschaffen. Ihre Freundin in einem großen Haus lebt, der Schrank voller Designerkleidung. Die Mutter beruflich viel im Ausland unterwegs. Früher hatte sie eine Nanny, jetzt kam alle 14 Tage eine Putzfrau. Jara allein mit der Mutter lebt, sie gerade so zurechtkommen. Einen Platz auf dem Gymnasium bekam, Anto dagegen in einer Eisdiele jobbt. Anto entscheidet, bis sie beginnt sich zu lösen, zu hinterfragen.

Es sind oft kurze Kapitel, auch springt zwischendurch die Handlung wieder auf die Situation auf der Brücke zurück. Wird Anto wieder auftauchen, der Leser wird darauf warten müssen. Atemlos verfolgt man das Leben, voller Gewalt, Hilflosigkeit geprägt, wobei doch im Inneren nach Anerkennung, Liebe, gesehen werden gerungen wird. Es entsteht fast schon ein Sog, der den Leser in die Handlung zieht, dem Ende entgegenfiebert, mit einer Sprache, die genau den Situationen angepasst, auch ohne Kennzeichnung des gesprochenen Wortes genau den Punkt trifft. Es ist eine Geschichte, die teilweise erschüttert, rohe Gewalt aufzeigt, die durch gesellschaftliche Bilder ausgelöst wird. Es aber meiner Meinung nicht die Lösung ist. Ein sehr besonderer Debütroman, der uns selten ein Lächeln ins Gesicht zaubert, aber sehr viel hinterlässt, und zum Nachdenken anregt.