Lucca Marinos letzter Auftritt

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Louisiana. Evie wechselt regelmäßig ihre Identität. Sie erledigt immer wieder Betrügereien für ihren Chef Mr. Smith. Mehr als eine verzerrte Computerstimme kennt sie von ihm allerdings nicht. Gerade ist Ryan ihr Auftrag. Sie zieht gerade in die Villa des smarten Geschäftsmanns ein und lernt dessen Freunde kennen. Niemand ahnt, dass sie in Wahrheit ein Doppelleben führt. Als sich das Paar mit einem ehemaligen Collegefreund und dessen Partnerin trifft, gerät das Lügenkonstrukt ins Wanken. Evie hört bei diesem Treffen ihren eigenen Namen samt ihrer Biografie, den sie seit Jahren verbirgt. Als das Paar noch in derselben Nacht bei einem Unfall ums Leben kommt, interessiert sich auch die Polizei dafür.

Ashley Elston hat ihren Thriller für Leserinnen wir mich geschrieben. Sie schafft es mit dem Lügenkonstrukt um Protagonistin Evie, dass ich mit der Figur mitfieberte, wenn sie in brenzlige Situationen kam. Da es sich aber um Trickbetrug handelt, fließt gar kein Blut, selbst wenn sich die Figuren in Lebensgefahr schweben. Die Rückblenden auf die vergangenen Aliasse sind gleichzeitig Wendungen und erklären die Gegenwart. Man bekommt eine Ahnung, in wie viele Personen Evie geschlüpft ist, seit sie sich vor acht Jahren von Mr. Smith anheuern ließ. Seitdem hat sie niemanden, dem sie unvoreingenommen vertrauen kann und lebt ständig in der Gefahr, entdeckt zu werden. Sie weiß, dass sie in höchster Gefahr ist, als die Frau ums Leben kommt, die ihren Namen und ihre Identität vorgibt. Als Leser weiß man, dass Evie offenbar nicht die Einzige ist, die lügt. So ganz genau sollte man es allerdings nicht hinterfragen, wenn es um die Möglichkeiten zur Erstellung eines Alias geht. Natürlich müssen Urkunden gefälscht und die Leichtgläubigkeit von anderen ausgenutzt werden. Aber konnte schon jemals ein Mietwagen vor Ort ohne Kreditkartenabrechnung gebucht werden?

Der Thriller kommt mit einer Handvoll Charakteren aus. Dementsprechend leicht sind sie auch sortiert. Mr. Smith ist der geheimnisvolle Drahtzieher, der die Aufträge verteilt. Er bleibt lange nebulös. Evie hat für ihren Job noch mit George und Devon zu tun, die ihr in den jeweiligen Aufträgen zu Hilfe kommen, wenn Alarmanlagen ausgeschaltet werden müssen, oder mal ein zweites Paar Hände benötigt werden. Außerdem hat Ryan als Love-Interest (so nennt man Nicht-Ehemänner heute in Büchern) eine große Aufgabe. Dabei scheint auch er etwas zu verheimlichen und macht damit die Liebesgeschichte zum Katz-und-Maus-Spiel. So ganz früh sollte man sich also mit den Erwartungen an die Figuren nicht festlegen. Auf jeden Fall bleibt das Buch spannend.

Das ungekürzte Hörbuch wurde von Michaela Gaertner eingesprochen. Zwölf Stunden lauscht man ihrer Stimme und bekommt eine Vorstellung, wie die findige Ich-Erzählerin Evie im echten Leben wäre. Tatsächlich hat mich die angenehme Erzählstimme so gefesselt, dass ich das Hörbuch in zwei Tagen beendet hatte.

"Wer zuerst lügt" von Ashley Elston bietet großes Kino mit leichten Schwächen. Die Lügengeschichte von Evie muss nicht nur durchschaut werden, sondern offenbart einen Blick in ganz viele Identitäten. Die Handlung wird immer temporeicher, je mehr Evie ihren Chef verärgert. Der unblutige Thriller ist ein echter Lesetipp.