Algerisch-französische Tragödie

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herbert grießhammer Avatar

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Das Buch beginnt mit einer an sich alltäglichen Begebenheit: In einer südfranzösischen Kleinstadt wird ein junger Rollerfahrer von einem Lastwagen angefahren und tödlich verletzt. Der Fahrer des Lastwagens behauptet, ein weißer Kleinwagen habe ihm die Vorfahrt genommen und so zum Ausweichen gezwungen. Dabei habe er den Rollerfahrer erfaßt. Es gab aber keine Zeugen, die einen weißen Kleinwagen gesehen hatten. Da der Lasterfahrer darüberhinaus alkoholisiert war, wurde seine Angabe als Schutzbehauptung abgetan. Die Polizei legt den Fall zu den Akten. Gilles Sebags Tochter glaubt nicht an die Schuld des Lasterfahrers. Da Gilles Lieutenant der fanzösischen Polizei ist, bittet sie ihren Vaters, doch nochmals die Akten des Unfalles durchzusehen. Widerwillig stimmt Gilles zu, zudem er bereits mit einem anderen Fall beschäftigt ist. Ein alter Mann wurde tot in seiner Whnung aufgefunden, an einen Stuhl gefesselt und erschossen. Auf den Täter gab es einen Hinweis: Er hatten mit schwarzer Farbe an die Zimmertür die Buchstaben OAS gemalt. Ein Hinweis auf die alte Geschichte der Algerienfranzosen? Doch das alles ist bereits 50 Jahre her. Ein Racheakt, nach so langer Zeit? Kurz darauf ereignet sich ein zweiter Mord. Und wieder am Tatort die Buchstaben OAS. Als auch noch ein dritter Mord geschieht und wieder die drei Buchstaben am Tatort auftauchen, gibt es keinen Zweifel mehr: Jemand begleicht eine alte Rechnung. Doch wer ist das und was sind seine Beweggründe. Vor allem: wird das Morden weitergehen? Lieutenant Sebag beginnt mit seinem Team zu ermitteln. Bald schon findet er heraus, daß die drei Getöteten vor 50 Jahren in Algerien zusammen waren. Und es gab noch mehr in der Gruppe. Die Spur führt nach Spanien und nach Argentinien. Als Gilles Sebag die wahren Motive mehr erahnt als erkennt, und ihm auch noch der Zufall zu Hilfe kommt, ist die Lösung des Falles nicht mehr weit.
Soweit der kriminalistische Teil. Im Hintergrund wird immer wieder in die Jahre 1960 bis 1962 in Algerien zurückgeblendet. Ausführlich werden die Grausamkeiten der OAS und der FLN beschrieben. Hier näher darauf einzugehen, sollte man mir erlassen. Doch werden die Widerstände gegen ein freies Algerien in ausführlicher Form beschrieben. Hier wäre weniger mehr gewesen. Anasonsten gibt das Buch Einblick in eine Zeit, die viele von uns nur aus den Geschichtsbüchern kennen. Das Buch ist keine Urlaubslektüre. Dennoch ist es spannend und lehrreich zugleich.
Zum Schluß soll nicht unerwähnt bleiben, daß sich die Unschuld des Lasterfahrers doch noch herausstellt.