Der Algerienkrieg ist noch nicht zu Ende

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mauela Avatar

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Dieser Roman erzählt eigentlich drei verschiedene und doch zusammenhängende Geschichten. Da ist zum einen der Unfall, der einen Klassenkameraden von Inspecteur Sebags Tochter aus dem Leben reißt, da ist der Mord an einem Rentner, der als junger Mann im Algerienkrieg gekämpft hat und da ist die Rückschau, die erzählt, was während des Algerienkrieges passierte. Alle drei Erzählstränge scheinen zuerst keinen wirklichen Zusammenhang zu haben, verweben sich dann aber immer mehr ineinander und bald wird klar, dass ein Zusammenhang bestehen muss. Ein gut aufgebauter Kriminalroman, der nicht nur einen Fall präsentiert sondern auch das Privatleben des Insecteurs mit einbezieht. Dadurch meint der Leser tatsächlich am Leben einer realen Person Anteil nehmen zu können.

Um diesen Roman vollständig verstehen zu können, werden alle relevanten Informationen aus dem Algerienkrieg in verträglichen Dosen in Form von Gesprächen eingeflochten. Ohne Partei zu ergreifen oder zu verurteilen werden alle relevanten Ereignisse während des Algerienkrieges zur Sprache gebracht. Leider manchmal etwas zu ausführlich, dafür kommen private Überlegungen und Handlungen wie zum Beispiel das Nachsinnen des Inspekteurs, ob seine Frau wohl fremdgeht, etwas zu kurz. Insgesamt trotz seiner 474 Seiten finde ich den Krimi lesenswert und interessant. Dem Autor ist nicht nur ein guter Krimi, sondern durch die Ausführungen über den Algerienkrieg auch ein unterschwelliges Mahnen an die Menschlichkeit gelungen. Einzig eine einzige Stelle, auf Seite 169 folgende, scheint mir entweder schlecht formuliert zu sein. Der Inspecteur ist zu Gast im Verein der Algerienfranzosen bei einem Couscous-Essen eingeladen, er schöpft sich nach und seine Frau „klaut“ ihm eine Kichererbse vom Teller. Nun wird Couscous nicht aus Kichererbsen sondern aus Weizengrütze gemacht. Ich vermute hier aber keine Nachlässigkeit des Autors (denn wer sich so stark mit Frankreich und Algerien auseinandersetzt, dem wird vermutlich solch ein Fehler nicht unterlaufen), sondern schlicht einen Übersetzungsfehler.

Mein Fazit: stellenweise auf Grund der vielen geschichtlichen Informationen etwas langatmig aber trotzdem lesenswert für alle die nicht nur einen „0815“- Kriminalroman lesen möchten, sondern begierig auf weitergehende politische und weltgeschichtliche Informationen und Gedankenanstöße sind.