Nicht nur ein Krimi

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falo65 Avatar

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Inspektor Gilles Sebag von der Kriminalpolizei im südfranzösischem Perpignan hat an seinem letzten Urlaubstag eine schwere Aufgabe, er muss seine Tochter Severine zur Beerdigung eines ihrer Schulfreunde begleiten. Der Junge wurde bei einem Unfall mit Fahrerflucht tödlich verletzt.

Sebag verspricht seiner Tochter den Schuldigen zu finden, er weiß allerdings noch nicht, dass sein erster Arbeitstag gleich mit einem Mord an einem Rentner beginnt. Der alte Mann wurde gefesselt und erschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Rätsel geben die Buchstaben OAS auf, die an die Tür gesprüht wurden, stellen sie doch die Abkürzung für „Organisation de l’armée secrète“ dar, eine Untergrundorganisation, die 1960 während des Algerienkriegs von französischen Militärs gegründet wurde, und die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich verhindern wollte.

Kurz darauf wird ein Denkmal geschändet und ein weiterer Mord geschieht, Sebag gerät immer mehr in den Strudel des Falles und hat das Gefühl seine Tochter zu enttäuschen, weil er sich nicht ausreichend um den Unfall kümmert.

Im Verlauf der Handlung kommt ihm dann aber die Erkenntnis, dass beide Fälle zusammengehören.
Der Autor setzt immer wieder Rückblenden aus der Sicht des vermutlichen Täters in das Algerien der 60iger Jahre ein, um dem Leser die Situation im damaligen Algerien, und somit auch das Motiv für die 50 Jahre später stattfindenden Morde zu erläutern.
Die Darstellung der Situation im Algerien der 60iger und die Schilderung der Meinung und der Lebensweise der sogenannten pied noirs („Schwarzfüße“, französische Bezeichnung für die Algerienfranzosen ) im heutigen Frankreich, nimmt großen Raum in dem umfangreichen (480 Seiten) Buch ein. Auch die besonderen Situation der Katalanen, die sowohl in Spanien , als auch in Südfrankreich wohnen schildert der Autor durchaus interessant. Dies führt dazu, dass das Buch manchem stellenweise etwas langatmig erscheinen mag, wer aber nicht nur einen Krimi erwartet, und bereit ist, den geschichtlichen bzw. politischen Teil anzunehmen und sich damit zu beschäftigen – ein wenig Recherche im Internet schadet sicher nicht -, den erwartet ein interessantes, mit hoher sprachlicher Intensivität geschriebenes Buch.
Mir hat das Buch gefallen, und das Lesen hat Spaß gemacht, auch wenn ich recht lang dran gelesen habe, weil es kein Buch ist, dass sich so nebenher liest, man legt das Buch immer mal wieder zur Seite, liest etwas im Internet nach oder denkt über das dargestellte nach.