O.A.S.

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
bücherkarin Avatar

Von

Den Hintergrund dieses Krimis bildet ein geschichtliches Ereignis, das mehr als 50 Jahre zurückliegt. Was weiß man schon über die Hintergründe, Ausmaße und Auswirkungen des Algerienkriegs. Dieser Exkurs in die Geschichte ist für die Leser ebenso aufschlußreich wie für das Ermittlerteam um Inspecteur Gilles Sebag.
Die schlimm zugerichtete Leiche eines Rentners wird gefunden, erschossen mit einer alten Beretta 34 und an der Stubentür prangen groß die Buchstaben OAS. Wenn die Ermittler auch vor einem Rätsel stehen, bringen sie dadurch die Tat doch schnell mit dem Algerienkrieg in Verbindung. Auch heute gibt es gerade in Katalonien noch eine ganze Reihe Algerienfranzosen (Pieds-noirs), die bei geselligen Treffen wies Cous-cous-Essen von der alten Heimat schwärmen undihre Traditionen pflegen. Dem stehen natürlich auch eine Gruppe feindlich Gesinnter gegenüber, die nicht verstehen können, dass die Stadt für ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Algerienkrieges Geld ausgibt.
Dann wird gerade diese Denkmal zerstört und ein zweiter Mord geschieht - am Tatort wieder die Initialen O.A.S.
Die Ermittler um Gilles Sebag geraten unter politischen Druck, denn es besteht die Gefahr, dass diese Mordserie weitergeht. Und immer wieder stellen sie sich die Frage, warum dieser "Racheakt" erst jetzt, nach 50 Jahren kommt, welches Ereignis dies ausgelöst haben kann? (Am Ende ist die Antwort auf diese Frage so simpel......)
Nebenbei ermittelt gilles auch noch in einer privaten Angelegenheit auf Bitten seiner Tochter Severin. Ein Schulfreund von ihr hat mit dem Motorroller einen tödlichen Unfall erlitten. Der Fahrer des Lieferwagens, mit dem Mathieu zusammengestoßen ist, behauptet, dass er ausscheren mußte, weil ihm ein weißer Clio die Vorfahrt genommen und danach Fahrerflucht begangen hat. Und ganz allmählich erschließt sich für Sebag, den seine Kollegen scherzhaft die "Wahrsagerin" nennen, da ein Zusammenhang.

Der Aufhänger des Krimis ist ein interessanter Geschichtsexkurs. Aber irgendwie will die richtige Spannung nicht aufkommen. Das mehrgleisige Erzäheln - Ereignisse Algerien 1961/62, die Gedanken und Taten des Mörders in der Gegenwart, die Ermittlungen und persönlichen Gedanken Sebags - ist sicher für den Fortgang der Geschichte nötig, reißt aber immer wieder aus dem Lesefluß. Die einzelnen Ermittler, deren Namen schon verwirren, werden zu wenig als Persönlichkeiten dargestellt, so dass ich kaum Anteil an ihrer Arbeit nehme. Und Sebags ständige Gedanken zur (eingebildeten ?) Untreue seiner Frau finde ich auch völlig unpassend.
Schade, beim Lesen der LP hatte ich mir viel mehr vom Roman versprochen, aber jetzt mußte ich mich teilweise direkt aufraffen, um weiter zu lesen.