Philippe Georget: Wetterleuchten im Roussillon

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nanacookie Avatar

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Inspecteur Gilles Sebag ist gerade aus seinem Urlaub zurück auf das Kommissariat zurück gekehrt, als auch schon ein neuer Fall ihn ganz in Beschlag nimmt. Ein Mann wurde ermordet, vermutlich aus politischen Gründen, die fünfzig Jahre zurückreichen. Zum Algerienkrieg und einer Geheimarmee. Nun stellt sich die Frage, ob dies ein Racheakt war und warum diese so spät kommt. Zudem beschäftigt Gilles auch noch der Unfall eines Klassenkameraden seiner Tochter.

Auch wenn es sich hier um einen zweiten Band handelt, ist der Kriminalfall unabhängig und in sich abgeschlossen. Man kann dieses Buch also auch ohne Vorkenntnisse aus Teil eins lesen. Nur wenn man mehr über Gilles und seine Familie erfahren möchte, bietet es sich natürlich an, den ersten Band vorher zu lesen.

Anfangs möchte ich bei der Übersetzung anmerken, dass ich es hier gut finde wie die Bezeichnungen 'Inspecteur', 'Commissaire', usw. nicht übersetzt wurden. Das macht die Geschichte authentischer und gibt eine bessere Atmosphäre für das französische 'Feeling':

Das Buch an sich wird abwechselnd aus drei Perspektiven erzählt: vom Täter, Inspecteur Gilles Sebag und einer Gruppe OAS-Mitglieder während des Algerienkriegs in den sechziger Jahren.

Der Autor überzeugt mit sympathischen und individuellen Haupt- wie Nebencharakteren, zusätzlich streut er trotz ernster Thematik etwas französischen Humor und ein angenehmer Schreibstil rundet alles sehr schön ab. Man lernt Gilles Sebag auch auf persönliches Ebene kennen und bekommt Einblick in sein Familienleben. Die detaillierten Beschreibungen der Umgebung und der Landschaften bringen gute Vorstellungen für den Leser mit. Außerdem hat der Autor die geschichtlichen Fakten sehr gründlich recherchiert.

Leider gibt es aber auch ein paar negative Sachen am Buch. Auch wenn die geschichtlichen Informationen sehr interessant sind, wurde es hier zu sehr in den Mittelpunkt gestellt und der Krimi an sich blieb auf der Strecke. Die Geschichte zieht sich an einigen Stellen und viele Details waren dann doch eher unwichtig.

Ein sehr großer Minuspunt für mich ist, dass der Täter viel zu früh enthüllt wird. Zum Ende hin wird es auch sehr vorhersehbar und macht das Konzept einer Krimis - bis zum Ende spannend und undurchsichtig - völlig zunichte.

Am Anfang habe ich wirklich gedacht, dass dieses Buch nach langer Zeit mal wieder ein 5-Sterne Krimi werden könnte. Aber nach dem sehr starken Beginn, lässt es auch sehr schnell wieder nach und zum Ende hin ist die Spannung komplett raus.

Trotz allem war es eine interessante und unterhaltende Lektüre und für Geschichtsfans, die ein bisschen Krimi zu ihren geschichtlichen Fakten mögen, ist dieser Kriminalroman zu empfehlen.