Rache nach 50 Jahren

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
inyanmni Avatar

Von

Nach seinem Sommerurlaub gerade erst zurück im Dienst, muss Kommissar Gilles Sebag den Mord an einem alten Mann aufklären, der in den Algerienkrieg verwickelt war, und gleichzeitig auf Bitten seiner Tochter den tödlichen Unfall eines ihrer Klassenkameraden untersuchen. Schnell stellt sich heraus, dass die beiden Fälle zusammenhängen, außerdem kommt es zu weiteren Mordfällen und Sebag und seine Kollegen müssen sich beeilen, dem Täter auf die Spur zu kommen.

Meiner Meinung nach sind sowohl die Hauptfigur als auch seine Kollegen sowie die Zeugen und Informanten differenziert und überzeugend gezeichnet. Bei Gilles Sebag ist besonders gut zu beobachten, wie im Umgang mit seiner Familie beziehungsweise während der dienstlichen Ermittlungen unterschiedliche Facetten ein und derselben glaubhaften Person zum Ausdruck kommen.

Eine unterschwellige Spannung bildet der unausgesprochene Verdacht Sebags, seine Frau Claire habe ihn im vergangenen Sommer mit einem anderen Mann betrogen. Ich habe den ersten Roman der Reihe, in dem diese Zeit wohl thematisiert wird, nicht gelesen, vermute aber, dass der Leser auch dort nicht erfährt, ob so etwas tatsächlich vorgefallen ist, und dass sich diese Frage durch die weiteren Bücher ziehen wird.

Besonders spannend finde ich die Rückblenden in die Zeit des Algerienkriegs und die Recherchen der Polizisten zu diesem Thema, da ich selbst dazu bislang nur sehr wenig wusste. Auch die Schilderung der jetzigen Situation der Algerienfranzosen in Frankreich war für mich neu und sehr interessant zu lesen.

Wie die Kriminalbeamten sich Schritt für Schritt der Lösung des Falles annähern und wie die Identität des Protagonisten der Rückblenden aufgedeckt wird, hat mir ebenfalls sehr gut gefallen – auch wenn ich nicht wirklich überrascht davon war, wer für die Denkmalschändung und den Überfall verantwortlich war.

Kritisieren möchte ich an dieser Stelle nur, dass der Klappentext Entwicklungen andeutet, die im Roman keineswegs auftreten. Das tut dem Lesegenuss zwar letzten Endes keinen Abbruch, ich finde allerdings, dass dieser Krimi es nicht nötig gehabt hätte, dass falsche Erwartungen hinsichtlich einer Verschwörung in höheren Kreisen geweckt werden.

Alles in allem habe ich dieses Buch wirklich gern gelesen und freue mich darauf, weitere Romane aus der Reihe kennenzulernen.