Fantasy Geschichte oder Historienroman?

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reishimura Avatar

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Es gibt Cover, die sind so auffällig, dass sie einem sofort ins Auge stechen, nicht immer aus positiven Gründen. Das Cover von „What the river knows“ gehört für mich eindeutig nicht in diese Kategorie. Es besticht hingegen mit einer gewissen schlichten Eleganz und ist trotzdem irgendwie auffällig. Auf jeden Fall hat es mich neugierig gemacht.
Ein Blick auf den Klappentext enthüllte dann das Geheimnis des Covers, ein Fantasyroman, der sich um das alte Ägypten dreht. Sofort sah ich Bilder aus dem Film „The Mummy“ mit Brendan Fraser vor mir. Da ich den Film unzählige Male gesehen habe, war für mich sofort klar, dass ich diesen Roman unbedingt lesen muss. Noch besser fand ich, dass es sich nicht um einen Einzelroman, sondern um den ersten Band einer Serie handelte. Klang alles mal sehr vielversprechend. Wobei ich dann gleich mal feststellen musste, dass es keine Serie, sondern nur eine Dilogie ist.
Der Einstieg in das Buch ist mir relativ leichtgefallen, auch wenn ich mir über lange Strecken nicht sicher war, ob ich jetzt einen Historienroman oder ein Fantasy Buch vor mir habe. Denn für ersteres fand ich die historischen Daten ein wenig zu ungenau und für zweiteres fehlte mir ein wenig die magische Komponente. Auch wenn in den ersten Kapiteln Magie vorkommt, war dies doch für einen Fantasy Fan wie mich viel zu wenig. Mit der Zeit hatte ich eher das Gefühl, dass Autorin Isabel Ibañez versucht hat, Magie als etwas alltägliches darzustellen. So ganz warm geworden bin ich auf jeden Fall mit dem Magiekonzept nicht.
Auch Kleopatra wäre nicht meine erste Wahl gewesen, wenn ich mich für ein Pharaonengrab hätte entscheiden müssen. Wobei Kleopatra natürlich eine unglaublich faszinierende Persönlichkeit, trotzdem gibt es meiner Meinung nach spannendere Pharaonen. Meine Vermutung ist aber, dass die Autorin unbedingt die weibliche Komponente in den Vordergrund stellen wollte und da gibt es neben Kleopatra ja leider nicht besonders viel Auswahl. Eine weibliche Hauptperson, die erst lernt, unabhängig und erwachsen zu sein macht sich auf die Suche nach einer weiblichen Pharaonin. Somit kommt auch noch eine gehörige Portion Feminismus zum phantasiereichen Historienroman.
Inez Olivera, die weibliche Hauptperson, hat mich wahrscheinlich öfter genervt wie fasziniert. Diese Mischung aus tougher Frau, die einmal um die halbe Welt reist, um herauszufinden was mit ihren Eltern passiert ist und quengeliges Kleinkind, dem man sein Spielzeug weggenommen hat, war ein wenig anstrengend. Unter Berücksichtigung des Zeitalters, in dem das Buch spielt und dem damals vorherrschenden Frauenbild konnte ich ihre Handlungen aber zumindest nachvollziehen. Trotz allem ist sie mir persönlich eine Spur zu naiv, wenn ich auch eine gewisse Charakterentwicklung im Laufe des Buches festgestellt habe.
Die Geschichte selbst nimmt meiner Meinung nach nur langsam Fahrt auf, um dann im obligatorischen Cliffhanger zu enden. Die eine oder andere Wendung der Geschichte war ziemlich vorhersehbar, an anderer Stelle konnte die Autorin mich aber doch positiv überraschen.
Gesprochen wird das Hörbuch von Leonie Landa und Martin Valdeig. Wobei man von Martin Valdeig leider nur wenig zu hören bekommt, da der Großteil des Buches aus Sicht von Inez erzählt wird. Leonie Landas Stimme kannte ich bereits von einem anderen Hörbuch. Ihre Stimme an sich gefällt mir eigentlich recht gut, aber ich habe Probleme mit ihrer Art des Lesens. Ich habe bei ihr immer das Gefühl, dass sie furchtbar gelangweilt ist von dem Text, den sie gerade spricht. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber im Vergleich zu anderen Sprecherinnen schafft sie es nicht mich in ihren Bann zu ziehen.
Restlos überzeugt bin ich nicht von diesem Buch, aber Autorin Isabel Ibañez hat es geschafft mich so weit zu fesseln, dass ich unbedingt wissen muss, wie es mit Inez und Whit weitergeht. Ich kann also das Erscheinen des zweiten Buches kaum erwarten.