Faszinierendes Abenteuer mit Schwächen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kobina Avatar

Von

What the River Knows von Isabel Ibáñez hat mich mit seiner Mischung aus Abenteuer, Magie und historischer Kulisse positiv überrascht. Besonders gut gefallen hat mir der Charakter Whit. In einer Zeit, in der die Romantasy oft von perfekt dargestellten "Shadowdaddys" dominiert wird – die mit vermeintlichen Fehlern ausgestattet sind, die letztlich niemanden wirklich stören –, ist Whit eine erfrischende Ausnahme. Er hat echte Fehler, er ist nicht immer sympathisch, aber genau das macht ihn so menschlich und zu einem großartigen Charakter. Man spürt seine Unsicherheiten und seine Fehler, was ihn unglaublich vielschichtig und realistisch wirken lässt.

Die Welt, die Ibáñez erschaffen hat, hat mich ebenfalls fasziniert. Es handelt sich um eine klassische Low-Fantasy-Welt, in der Magie dezent und geschickt eingesetzt wird. Besonders gut gefiel mir das Konzept der magischen Gegenstände, die dem Buch einen besonderen Charme verleihen. Es hat mich an Divine Rivals erinnert – was vielleicht kein Zufall ist, wenn man bedenkt, dass die beiden Autorinnen sich ihre Bücher gewidmet haben. Die magischen Artefakte fügen der Geschichte eine spannende Dimension hinzu und bleiben dabei nie übertrieben oder zu dominant.

Das Setting in Ägypten war ein weiterer Pluspunkt. Ich freue mich immer über Geschichten, die in dieser faszinierenden Region spielen, und hier hat Ibáñez ihre Recherchearbeit gut umgesetzt. Besonders die abgedruckten Hieroglyphen haben der Erzählung eine authentische und gleichzeitig mystische Note verliehen, die das Leseerlebnis noch bereichert hat.

Leider gibt es aber auch einen Punkt, der mich sehr gestört hat: die Naivität der Protagonistin Inez. Ein häufiges Problem in Young-Adult-Romanen, aber hier war es besonders anstrengend. Als Lesende erkennt man die entscheidenden Hinweise oft viel früher als Inez, was die Spannung und das Leseerlebnis manchmal etwas trübte. Es war frustrierend, ihr zuzusehen, wie sie in ihre offensichtlichen Fallstricke tappt, ohne dies selbst zu begreifen.

Was die Liebesgeschichte betrifft, war das Tempo genau richtig. Die Beziehung zwischen Inez und Whit entwickelt sich organisch, mit einigen schönen gemeinsamen Momenten und Szenen, die den Charakteren mehr Tiefe verleihen. Ich freue mich darauf zu sehen, wie sich ihre Beziehung weiter entfaltet, besonders mit den Hürden, die noch vor ihnen liegen.

Insgesamt ist What the River Knows eine starke Mischung aus Charakterentwicklung, spannender Handlung und faszinierendem Setting. Trotz der Naivität der Protagonistin und einigen Momenten der Vorhersehbarkeit hat mich das Buch gut unterhalten, und ich bin gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht.