toller Weltenaufbau

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
fellfluse Avatar

Von

Raeve ist Assassinin und wirklich nicht zimperlich. Das hat seinen Preis, als ihre Freundin ermordet wird, um an Raeve heranzukommen, was auch funktioniert. Dann bricht eine dunkle Seite in ihr hervor und sie richtet ein Blutbad an, wird allerdings gefangen genommen und verurteilt. Der unbekannte Fremde, der aus seltsamen Gründen darauf besteht, ihr helfen zu wollen, ist da gerade ihr kleinstes Problem.

Ich habe mich sehr auf „When the Moon hatched“ gefreut und wurde nicht enttäuscht.
Der Weltenaufbau ist fantastisch und auch wenn einige Motive einem ziemlich bekannt vorkommen, wenn man sich bereits durch halb Bookstagram gelesen hat, sind sie neu verknüpft und gut geschrieben. Raeve ist zwar, wie die meisten FMCs etwas zickig und durchaus ambivalent dargestellt, aber Kaan gefällt mir gut und die der Geschichte zugrunde liegende Ordnung der Welt, die Götter und die Sprachen, die sie sprechen ist wirklich spannend und interessant.

Nervig fand ich, dass auf Krampf alles einen anderen Namen bekommen hat. Dass es Tiere, Ereignisse, Dinge gibt, die einfach in so einem Setting anders heißen, ist klar. Aber dass aus Tag/Day Dae gemacht wird oder an Ma und Pa noch ein „h“ herangehängt wird, bewegte sich für mich auf dem Niveau von Eltern, die ihren Kindern Standardnamen geben, diese aber ungewöhnlich schreiben, weil die Sprösslinge ja so besonders sind.

An einer Stelle gab es einen für mich zu heftigen Deus-ex-machina-Moment (auch wenn der niedlich beschrieben ist und schnurrt), wo es für mich etwas weniger Eingreifen und etwas mehr Passieren hätte geben dürfen.
Auch war ich überrascht, dass bei über 800 Seiten trotzdem Änderungen der Sichtweisen und Handlungen der Charaktere einfach vom Himmel gefallen sind, statt langsam aufgebaut zu werden. Das ist allerdings der Hintergrundhandlung zu verdanken, die eben nicht beendet ist mit „sie finden sich, sie mögen sich“, sondern viel tiefer reicht.

Am Ende des Buches hat man gerade das Gefühl, das WAS verstanden zu haben, aber vom WARUM noch weit entfernt zu sein.

Das Glossar finde ich hilfreich, insbesondere, wenn Begriffe einfach genutzt werden, man aber die daraus entstehende Ehrfurcht nicht nachvollziehen kann. Andere Dinge, wie zum Beispiel viele Schichten von Runen, hätte ich lieber etwas ausführlicher erklärt bekommen.

Es ist ein gutes Buch und es hat viel Spaß gemacht, es zu lesen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da kräftig eingekürzt wurde, um es auf ein lesbares Maß an Seiten runterzubrechen und dass mir viele Erklärungen und langsamer aufgebaute Entwicklungen lieber gewesen wären.