Wie die Franzosen die Liebe erfanden

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cellissima Avatar

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Wenn man an die Liebe denkt, dann denkt man meist auch schnell, wenn nicht zuerst, an Paris, Frankreich, die Franzosen.
Möchte man also alles über die Liebe erfahren, so muss man dieses Land und seine Menschen, seine Geschichte und Kultur, insbesondere auch Literatur, beleuchten.
-Doch was, wenn die Person, die sich zu solch einer Entdeckungsreise aufmacht, nicht aus Frankreich stammt? Kann das gutgehen? -Es kann!

Das beweist die Amerikanerin Marilyn Yalom vorliegend.
Yalom, Professorin für Französische Literatur, hat sich die Frage gestellt, wo die Liebe ihren Ursprung hat. Schnell stieß sie auf die Antwort: Frankreich.

Im vorliegenden Buch widmet sie sich ihr auf über 400 Seiten, vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Wir lernen das 1. Liebespaar der Geschichte kennen, lernen, wie berühmte Schriftsteller die Liebe erlebten, wie heutzutage geliebt wird.
Ist Liebe bspw. ohne Sex möglich? Oder ist die sexuelle Komponente zumindest für den Großteil der Franzosen essentieller Bestandteil der Liebe? -Yalom beschränkt sich nicht auf die Geschichte, sondern beleuchtet auch unsere moderne Gesellschaft und versucht so, Antworten auf aktuelle Fragen zu finden.
Angesprochen und erkundet werden wirklich alle Formen, Facetten und Spielarten der Liebe.

Es ist schön aufgemacht und für ein Sachbuch überaus angenehm und flüssig lesbar.
Längen oder generell Passagen, bei denen das Interesse und die Aufmerksamkeit des Lesers etwas nachlassen, sind kaum zu finden.

Das Buch ist gleich zu Beginn gut gegliedert, die einzelnen Kapitel samt Inhalt sind mit einem Blick zu finden.

An Illustrationen und Zitaten wurde nicht gespart, was gerade bei einem Sachbuch sehr wichtig ist für den Lesefluss und die Leichtigkeit.

Die Autorin geht strukturiert vor, beginnt folglich mit dem 1. Liebespaar der französischen Geschichte: mit Abaelard und Heloise im Jahre 1115/16 - diese beiden sind für die Franzosen das, was Romeo und Julia für die Amerikaner und Briten bis heute sind.

In 15 weiteren Kapiteln arbeitet sie sich bis in unsere Gegenwart vor.
Yalom schreibt gut, sodass man die Lektüre ihres Werkes trotz aller Wissenschaftlichkeit und Wissensvermittlung fast immer auch als kurzweilig und unterhaltsam empfindet.

Die "großen" Kapitel, bspw. das über Abaelard und Heloise, über die höfische Liebe, aber auch und gerade die, die sich bekannten Persönlichkeiten wie Molière, Racine, George Sand, Flaubert, Proust, Sartre ... widmen, haben mich so sehr gefesselt, dass ich sie ohne Pause gelesen habe.

Nur bei den sehr wenigen Kapiteln, die sich unbekannten Persönlichkeiten widmen und bei denen der Inhalt dann teilweise auch etwas hinter dem Rest zurückblieb für mein Empfinden, haben meine Konzentration und mein Interesse etwas nachgelassen.
Dennoch waren auch sie gut lesbar, und im Zweifel kann der Leser sie problemlos und ohne spätere Wissenslücken überspringen.

Abschließend finden sich u.a. ein Epilog, Anmerkungen, ein Abbildungsregister, ein Personenregister.


Fazit: Ein Sachbuch, dessen Lektüre sehr angenehm war, mir Freude bereitete und viel Wissen über die Liebe, die französische Geschichte und Literatur sowie über die Franzosen selbst vermittelte.
Ein Buch, das sicher manchen langweilen wird - doch für Leser, die sich für Frankreich, für Literatur, für Geschichte und nicht zuletzt für die Liebe interessieren, ist es absolut empfehlenswert!