eine Apfelsinenkiste als Lebensrettung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
sutane Avatar

Von

"Wer nicht hinsieht, der macht sich mitschuldig."

Die junge Henni ist ihrer Zeit weit voraus, sie erkennt Probleme, kombiniert gut und auch politisch macht sie sich Sorgen um die Zukunft - was passiert da im Ostblock. Die Menschen werden stillgehalten und keiner Hilft ihnen.

Henni ist da anders, seit ihre Mutter sie im alten Hinterhaus zurückgelassen hat und sie einen persönlichen Schicksalsschlag verkraften muss, setzt sie sich für die Hilflosen ein und das sind in den 50er Jahren, die ungewollten Kinder.
Henni sieht das Leiden der Mütter, die nicht vom Wirtschaftswunder profitieren. Als gelernte Hebamme hat sie schon vielen Kinder auf die Welt geholfen, manchmal auch unter Missachtung der Krankenhausregeln. Denn in den 50er Jahren boomt der Drang alles technisiert zu machen,. So auch im Kreißsaal, da wird wenig auf die Bedürfnisse der Mütter eingegnagen, es sind karge Zimmer in denen diese liegen, meist verkabelt an diversen Geräten.
Nicht jede Mutter kommt mit dieser leere Zurecht, auch für diese Mütter schafft Henni einen eigenen kleinen Entbindungsraum, farbig, bunt und mit vielen natürlichen Hilfsmitteln um den Frauen unter der Geburt beistehen zu können.
Vor allem sind es aber Hennis warme Worte und ihr großes Herz, denen die Frauen vertrauen.

Meinung:
Die Geschichte wird in 2 Zeitebenen erzählt. Von 1947 begleitet der Leser Henni bei ihrer Entwicklung, lernt sie als Kind mit großem Herzen für die Ausgestoßenen kennen, begleitet sie bei ihrer Liebe zu Ed, einem Aristokraten der sich gegen die Sitten seines Vaters zur Wehr setzen will, erlebt Hennis größten Verlust mit und den Aufbau der 1. Babyklappe.
"Unterbrochen" wird diese chronologische Entwicklung vom hier und jetzt (das Jahr 2000) in dem die Journalistin Liv über die Babyklappe in Berlin berichtet und gleichzeitig auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit ist.

Der Roman wird aus Hennis und Livs Sicht erzählt.

Leider wirkt der Schreibstil der Autorin, Marie Sand, auf mich sehr grob und eckig. Die Sätze lesen sich mit unter abgehakt.

Auch hätte ich mir mehr von der Idee - der ersten Babyklappe gewünscht. Denn man begleitet nur 1 Kind aus der Apfelsinenkiste, wie vielen Kinder Henni mit ihrer Kiste tatsächlich das Leben ein 2. mal geschenkt hat, klingt nur in einem Nebensatz an.

Fazit:
Tolles und wichtiges Thema, das einen guten Blick in die Verhältnisse der 50er Jahre wirft. Für mich aber nicht breit genug und auch den Schreibstil empfand ich als gewöhnungsbedürftig.