emotional und aufwühlend - eine Heldin, die um die Kleinsten kämpft

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Auf dieses Buch muss man sich einlassen, es wirken lassen, denn es geht um eine junge Hebamme, der das Leben hart zugesetzt hat und die aufgrund dieses Erlebnisses alles daransetzt, sich für Mütter in Armut und deren Neugeborene einzusetzen.

Dramatisch, emotional wird die Geschichte der Hebamme Henni Bartholdy in der Nachkriegszeit in Berlin erzählt.

Gleichzeitig schwenkt man in das Jahr 2000, in der die Journalistin Liv versucht, mehr über sich und auch über diese besondere Hebamme in Erfahrung zu bringen, mit der sie bereits ein Interview führen durfte, es allerdings nie beendet hat.

Ich muss sagen, dass ich erst eine Weile brauchte, um in die Geschichte zu finden.

Wenn man beide Zeitabschnitte liest, klingt es wie eine schicksalhafte Erzählung, der aber ein wenig die Wärme fehlt. Doch je mehr man eintaucht, desto mehr versteht man, was es mit einem Menschen macht, der zu so einer Zeit an die Liebe, das Leben, den Zusammenhalt glaubt und auf unterschiedliche Weise enttäuscht wird und auch im Stich gelassen wird. Mit den Folgen zurechtzukommen, maßlos enttäuscht und einsam ist es gerade für die Frauen damals nicht leicht gewesen.

Gesetze haben es ebenfalls nicht leicht gemacht, den Frauen, besonders in anderen Umständen zu ihrem Recht zu verhelfen und Unterstützung zu bieten.

Dieses Elend, die Not, die Armut haben mich sprachlos gemacht, diese Kälte, dieser Egoismus – es war unerträglich und gleichzeitig gefühlsmäßig überrollend und emotional ein echtes Verwirrspiel. Man kann das schwer beschreiben, weil es einerseits so kalt und trocken spielt, aber gleichzeitig spürt man, dass unter diesem kalten Mantel ganz viel mehr steckt.

Liv und auch Henni wirkten oft etwas gefühlskalt, abgestumpft und doch sind es nur Schutzmauern, weil das Leben ihnen so übel mitgespielt hat.

Dieses Wechselbad der Gefühle hat die Autorin gut eingefangen, auch wenn einem das Verständnis für manche Vorgehensweise, für manche Verhalten teilweise trotzdem fehlt .

Dennoch braucht die Welt solche Frauen, mutig, unerschrocken, Konsequenzen in Kauf nehmend, die einfach versuchen, auf unkonventionelle Art ein wenig Herz, Verständnis und Beistand für all diejenigen aufzubringen, die so schutz- und hilflos ausgeliefert sind.

Beim Lesen findet man dann auch heraus, was es mit dem Titel auf sich hat, der klasse gewählt wurde und gut mit dem Cover harmoniert.

Ein Frauenroman sanft, berührend, nachdenklich stimmend und gleichzeitig ehrlich und ohne zu beschönigen, vereint Kälte und Wärme zugleich und zeigt, wie wichtig es zu jeder Zeit ist, niemals die Augen zu verschließen. Eine Hommage an eine Heldin, die sich so nie gesehen hat, aber durch ihren Einsatz dutzende Leben gerettet hat und so Geschichte lebendig erhält als Mahnmal für mehr Menschlichkeit und Mitgefühl, besonders für die Kleinsten unter uns. Aber auch an alle Mamas dieser Welt, die bereit sind, Leben zu schenken und mit allen Mitteln versuchen, ihre Kinder zu schützen.