Spannendes Thema, aber ein gern ein wenig mehr Tiefgang

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seitenfeder Avatar

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In Marie Sands Roman „Wie ein Stern in mondloser Nacht“ begleiten wir die junge Hebamme Henni Bartholdy im Nachkriegsberlin des Jahres 1956, als sie die erste Babyklappe ins Leben ruft. Die Geschichte dreht sich auch um Liv, die als Kind zur Adoption freigegeben wurde und nun als erwachsene Journalistin im Jahr 2000 nach Antworten zu ihrer eigenen Herkunft sucht. Das Besondere an diesem Roman ist seine Erzählstruktur, die auf verschiedenen zeitlichen Ebenen spielt.
Henni versucht im Zuge ihres Berufes als Hebamme ausgesetzte Babys durch eine nicht offizielle von ihr eingerichtete Babyklappe in Form einer Kiste im Hinterhof zu retten, obwohl es ihr selbst nicht gut geht. Seit dem Tod ihres Vaters im Krieg lebt sie mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einer ärmlichen Kellerwohnung.
Das Thema rund um das Schicksal von Babys ist sehr emotional, dazu kommt die Liebesgeschichte zwischen Henni und dem reichen Ed. Eindrucksvoll zeigt der Roman auch die starken Unterschiede zwischen den sozialen Schichten im Nachkriegsberlin und die verschiedenen Lebensumstände, die Menschen dazu bewegen, sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden.
Da das Buch viele spannende und sensible Themen behandelt, hätte ich mir manchmal etwas mehr Tiefe und historischen Kontext gewünscht. Ein weniger kitschiger Ansatz wäre in diesem Zusammenhang wünschenswert gewesen. Der Schreibstil ist eher einfach gehalten, auch das Cover überzeugt nicht mit Einfallsreichtum. Trotzdem eignet sich das recht dünne Buch aufgrund seines interessanten Themas und den Einblicken in den Hebammenberuf für eine entspannte Abendlektüre.