(v)erklärende Ostalgie?

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kindder80er Avatar

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Isabella Krause ist fast fünfzig Jahre alt und Schauspielerin. Allerdings hangelt sie sich von Kleinstrolle zu Kleinstrolle und hat Geldsorgen. Deshalb spielt sie Lotto und hat einen kleinen Zahlentick. Alles aber auch kein Wunder, wurde sie doch am 7.10.69 auf dem Fußboden einer Lottoannahmestelle geboren. Just zum zwanzigsten Jahrestag der DDR. Ihr Geburtstag war bis zum Fall der Mauer immer ein Feiertag gewesen bis er genauso sang- und klanglos verschwand wie die DDR an sich.

Bei einem Casting für einen Werbespot wird sie gefragt, ob sie nicht lieber bei einem anderen Projekt mitarbeiten will, denn wegen ihrer Herkunft aus dem Osten, könnte sie doch bestimmt innerhalb kürzester Zeit 10 Ostdeutsche auftreiben, die von ihrer DDR-Vergangenheit erzählen.

Schon in der Leseprobe wird klar, dass die Herren von der Agentur ein ganz eigenes Bild der DDR haben, die sie von ihren zukünftigen Protagonisten auch bestätigt wissen wollen. Dass es in der DDR aber auch möglich war, ganz normal zu leben, zu feiern und zu lieben, passt nicht recht ins Bild.

Ich weiß noch nicht, ob es sehr ostalgisch wird, aber warum auch nicht? Das Regime der DDR wünscht sich kaum einer zurück, aber trotzdem waren Menschen durchaus auch glücklich! Wir sind damals nicht alle in gebückter Haltung durch triste, graue Straßen auf der Suche nach der nächsten Schlange, an der man sich einfach anstellte, ohne zu wissen, was es gibt, geschlurft. Die Menschen haben oft das Beste aus der Situation gemacht und sich eingerichtet.

Für nicht Wenige war die Wende daher auch ein bisschen traumatisch, da sie mitten im Leben stehend den sicheren Arbeitsplatz verloren und auch sonst nicht wussten, was alles auf sie einprasselt.

Die DDR soll um Gottes Willen nicht verklärt werden! Dennoch sollte auch nicht alles als wertlos abgestempelt werden, was sich die Menschen aufgebaut haben.