Die Dimensionen der Gefühle

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theso Avatar

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Der essayistische Schreibstil Hackes, indem er Seitenweise auf Werke und Ansichten anderer Philosophen, Psychologen und weiterer intellektueller Menschen verweist, erinnert fast an ein kulturwissenschaftliches Studium und das vorliegende Buch an die Kulturgeschichte der menschlichen Gefühle (nicht aller wohlgemerkt, sondern einer Auswahl). Das schmälert in keinster Weise das Leseerlebnis, wenn man sich erstmal auf den Schreibstil eingelassen hat.
Fast schon assoziativ schreibt Hacke über die Gefühle, die ihn und so auch die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens berühren, bewegen und beschäftigen. Er weist dabei anschaulich auf, dass Gefühle nicht kontextfrei sind und mehrere Dimensionen haben. Die politische Dimension – der Untertitel des Buches „Über unser Innenleben in Zeiten wie diesen“ nimmt es bereits vorweg – zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das Buch und bildet den Bezugspunkt und die Begründung vieler der im Buch beschriebenen Gefühle. Hacke schreibt dabei differenziert, bezieht zwar eindeutig Stellung, aber ohne zu dogmatisieren und immer auch die verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
Eine intellektuelle Abhandlung über unser Innenleben, das nicht nur einen Einblick in das des Autors gibt und die Lesenden an seiner Lebenserfahrung teilhaben lässt, sondern vor allem das große Ganze betrachtet, Bezüge herstellt, abstrahiert und Identifikation bietet, kurz gesagt: lesenswert.
Eine Frage bleibt jedoch offen, was ist mit der Liebe, dem wohl größten der Gefühle? Ist sie nicht in Zeiten wie diesen besonders wichtig und mehr „wert“ als das letzte Wort dieses Buches zu sein?
Eine Leseempfehlung für alle, die mehr über die politischen und sozialen Dimensionen von Gefühlen erfahren möchten, die sich verstanden fühlen wollen in ihren eigenen Gefühlen in Zeiten wie diesen und für alle, die intellektuelle, kulturwissenschaftliche Lektüre zu schätzen wissen.