Eine Art moderner Schelmenroman

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tochteralice Avatar

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Ich hatte - zumindest über Teilstrecken - einen Riesenspaß an der Lektüre - Thomas Klupp entwirft mit Benedikt Jäger einen jugendlichen Antihelden, eine Art zeitgenössischen Till Eulenspiegel, der es ganz wunderbar vermag, sein Umfeld durch den Kakao zu ziehen. Wobei er selbst nicht gerade selten auf der Strecke bleibt bzw. mitgezogen wird.

So bspw. die Schilderung der Ballonfahrt am ersten Schultag nach den Ferien, als Belohnung für ein erfolgreiches Sportlerteam - Benedikt uns sein Team haben die Konkurrenz in Grund und Boden gespielt - gedacht. In Wirklichkeit ist sie eine Belohnung für die Leser und zwar gleich zu Beginn des Buches! Leider reiht sich nicht weiterhin Bonbon an Bonbon, sondern es wird immer mal wieder ziemlich sperrig, wobei Benedikt sich nicht nur ein Mal selbst im Weg steht.

Inmitten der Schicki-Micki-Gesellschaft von Weiden, in die er als Teil seiner Familie einfach so hereingeraten ist, muss er früh feststellen, dass Schein oft mehr als Sein gilt und man um Gottes willen nicht alle Karten offenlegen sollte, um von allen respektiert zu werden.

Humor, Esprit und ein scharfer Blick auf die Gesellschaft - das sind die Zutaten zu diesem Roman. Wobei der Autor Thomas Klupp hier gelegentlich - nicht nur, aber immer wieder auch auf (umgangs)sprachlicher Ebene - den Bogen überspannt. Weniger wäre hier mehr gewesen, ganz so bunt hätte es der junge Benedikt Jäger nicht treiben sollen, um mich durchgehend am Ball zu halten. Auf der anderen Seite: die "Alten", allen voran seine Mutter, machen es ihm ja genauso vor.

Ganz schön schwer für einen Jugendlichen auf dem Weg zum jungen Mann, auf dem für ihn richtigen Weg zu bleiben. Zumal es in der Schule - dem ehrwürdigen Kepler-Gymnasium in Weiden auch ganz schön heftig zugeht. Auf die eine und andere Art und Weise. Ein extremer Roman, der sowohl den Protagonisten Benedikt, als auch mich als Leserin immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück brachte, ganz am Ende jedoch zeigte, dass die die Realität sich manchmal (mindestens) genauso gut entwickelt wie das Wunschdenken. Ein origineller und unterhaltsamer Roman, der zeigt wie (manche) Jugendlichen so ticken.