Willkommen in Weiden

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herrfabel Avatar

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"Einer Stadt, so spektakulär wie ein Taubenschiss. Schon klar, dass Weiden nicht gerad Tokio ist, aber von oben sah das Ganze wirklich mickrig aus. Und auch ziemlich fremd. Zumindest im ersten Moment."

Und genau hier spielt Thomas Klupps neuer Roman "Wie ich fälschte, log und Gutes tat". Wir lernen Benedikt Jäger seine Freunde und einige ihrer Abenteuer kennen. So begleiten wir den Tennisverein bei einer Ballonfahrt, bei einem eher unschönen Tennisspiel und dabei, wie aus ihnen aufgrund einer kleinen Plakatkampagne gegen Drogen 'Kleinstadtberühmtheiten' werden und das obwohl die Freunde dem eigentlich gar nicht so abgeneigt sind. Natürlich spielt in dem Leben der Jungs auch die Schule eine große Rolle. Um es auf den Punkt zu bringen: Benedikt ist kein guter Schüler, auch wenn er es seinen Eltern gerne vorgibt, vielleicht ist es Angst, sie zu enttäuschen oder vielleicht auch einfach der Drang eine Lüge immer weiter und weiter aufrecht zu erhalten. Denn nach und nach beginnt er sich immer mehr in der Fälschung seiner Noten und Arbeiten zu verstricken und immer skurrilere Wege, seine Noten zu retten, tun sich auf.

"Ich fälsche nicht gern! Ich find's zum Kotzen, um ehrlich zu sein. Ich meine jetzt nicht die Sache an sich. Die kriegt jeder Depp auf die Reihe, sofern er einen Stift halten kann. Ich meine das Drumherum. Den Alltag und jede Minute und alles. Das fängt mit den kleinsten Dingen an. Der Mimik zum Beispiel"

Um nun noch nicht den ganzen Roman zu verraten, muss ich dann leider an dieser Stelle auch schon Schluss machen, inhaltlich gibts hier nämlich nicht so die großen Handlungsstränge und Pointen. Meine anfänglichen Erwartungen an dieses Buch waren, wie ich leider häufig merken musste, leider etwas zu hoch gesteckt und so bin ich dann am Ende etwas enttäuscht zurückgeblieben. Der Klappentext versprach eine "schöne Welt, die alle Abgründe vertuscht". Nun ja, irgendwie wurden viele Themen recht sachte angeschnitten. Nicht nur der Sohn lügt, auch seine Mutter und viele andere in dem tollen Vorzeigestädtchen. Doch die angesprochenen exzessiv durchfeiernden Nächte und die aufrüttelnden Machenschaften von Crystal-Mäx habe ich irgendwie als eine interessante Verstrickung in Lügen und Ausreden gesehen, doch beim Lesen blieb davon fast nichts übrig. Das wirkliche Fälschen lag einzig in der Zensuren- und Unterschriftenfälschung, die Benedikt vornimmt um seine Eltern nicht zu enttäuschen und irgendwie immer weiter in komische 'Machenschaften' abdriftet. So suchte ich dann auch vergeblich nach dem versprochenen anarchisch, pointensatt im Hochgeschwindigkeitsrausch erzählten und mit bitterbösem Humor versehenen Roman. Für mich war "Wie ich fälschte, log und Gutes tat" insgesamt eine sehr nette, leichte Geschichte, die einen noch einmal zurück in die Schulzeit versetzt und einige vertuschende Vorgehen enthält, aber auch nicht mehr. Ich fühlte mich von Anfang bis Ende gut unterhalten doch wirkliche Begeisterung bleibt hier allerdings aus.