Witzig und bitterböse

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Wie ich fälschte, log und Gutes tat, Jugendroman von Thomas Klupp, 256 Seiten, erschienen im Berlin-Verlag.

Der Teufelskreis aus Lügen und Schwindeleien spitzt sich immer weiter zu. Und was macht Benedikt Jäger – er schwindelt immer weiter und rast unaufhaltsam auf den Abgrund zu.

Eigentlich alles easy in Weiden, das neue Schuljahr hat gerade erst begonnen, die Tennisjugend hat das Landesfinale gewonnen, die Anti-Drogenkampagne boomt, die Lady-Lions geben Charity-Barbecues und die Oberschule ruft eine Leistungsinitiative in den MINT-Fächern aus. Benedikt Jäger, ein Sohn aus einer Vorzeigefamilie und seine Freunde Vince und Prechtl verstehen es hervorragend zu feiern und nichts zu leisten. Seine defizitären Schulleistungen manipuliert er vorbei an den vielbeschäftigten Eltern. Schwindel und Betrug hält ihn gefangen und so verstrickt er sich immer tiefer in sein Netz aus Lügen die immer weitere Lügen nach sich ziehen. Kann das gutgehen?
Das Buch beschreibt die Zeitspanne der ersten Schulwochen bis zu den Weihnachtsferien. Eine Erzählung im personalen Stil aus der Sicht des Protagonisten Benedikt Jäger. Eingeteilt in 13 Kapitel die mit einem Datum überschrieben sind. Beginnend am 13. September bis zum Epilog am 23. Dezember. Verschiedene Schriftarten, Wörter in Großbuchstaben, Smileys beleben das Schriftbild. Die deftigen, ja bitterbösen Wortwechsel, Anglizismen, fremdsprachliche Wörter und Sätze sowie Ausdrücke in Jugendsprache, brachten Lesespaß und lockerten die Lektüre auf. Der Autor beschreibt die Figuren und das Setting hervorragend, dadurch konnte ich mir die geschriebenen Szenen gut vorstellen. Die Handlung der Charaktere, sowie auch der Plot waren stets nachvollziehbar und plausibel. Die Spannung nimmt zum Ende hin richtig Fahrt auf und in einem Tag hatte ich das Buch gelesen. Gesellschaftsbeobachtungen und menschliche Innenansichten haben mir richtig Freude gemacht. Stets hatte ich ein Schmunzeln im Gesicht. Eigentlich mochte ich Beni richtig gerne, obwohl er es faustdick hinter den Ohren hat, seine Berichte über die ersten Erfahrungen mit Mädchen, über Schulereignisse, über die Feiern im Butterhof sind abwechslungsreich. Die Betrügereien, Unterschriftenfälschungen, seine Hackeraktivitäten und sonstige kriminellen Aktionen haben mich stellenweise entsetzt. Wobei er von seiner Mutter (…ein bisschen Biografie und Kinder aufhübschen) und auch seiner Großmutter nichts anderes erfahren hat. Selbst das Charity-Barbecue der Lions-Ladies, welches den Bau von Flüchtlingswohnungen unterstützen soll, findet zwischen Unterweltgrößen, Steuerhinterziehern und sonstigen Figuren der „besseren Gesellschaft“ statt, die selbst genug „Dreck am Stecken haben“. Die gesellschaftskritischen Ansätze fand ich geradezu genial, gut gemacht. Bei der Lektüre hatte ich ein zunehmend ungutes Gefühl, wohin das ganze wohl hinführen wird, denn spätestens beim Abitur oder wenn Beni ein Schuljahr hätte wiederholen müssen, wäre der ganze Schwindel endgültig aufgeflogen und so ist das dramatische Ende unabwendbar.
Gerne hätte ich gewusst, wie das Schuljahr, die Sache mit Margarete und Benedikts Leben weitergeht. Die Geschichte war für mich nicht ganz zu Ende erzählt. Von mir 4 Sterne und eine gerne gegebene Leseempfehlung.