Ewig leben ?

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januar12 Avatar

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Ewig leben ? Ein Wunschtraum oder ein Alptraum? Tom Hazard lebt schon seit über 400 Jahren. Immer wieder musste er seine Identität und seinen Wohnort wechseln, damit niemand merkt, dass er viel viel weniger altert als normale Menschen. Gerade erst wieder hat er so einen Wechsel vollzogen, er ist nun Lehrer für Geschichte in London. Seine Kollegin Camille fasziniert ihn von Anfang an - aber er darf für seine Mitmenschen keine großen Gefühle entwickeln - zu groß ist die Gefahr für sein Leben, aber auch für seine Gefühlswelt.

Matt Haig erzählt aus Sicht von Tom von seinen Gefühlen, seinen Sorgen, er sind depresse Stimmungen, die immer wieder unterbrochen werden von einem goßen Wunsch, den er noch hat, ein Wunsch, eine Hoffnung, die ihn am Leben hält.
Immer wieder gibt es Rückblenden auf sein Leben, nicht chronologisch, sondern wie seine Gedanken - springen sie mal da und dort hin. So erfährt der Leser erst nach und nach von seiner Jugend, in der ihm und anderen zum ersten Mal aufgefallen ist, dass er scheinbar nicht altert, aber auch von seiner großen Liebe Rose. Eine Liebe, die nichts sein durfte. Aber auch wie er zur Albatros-Gesellschaft kam, der er verpflichtet ist. Und immer wieder die Wechsel zur aktuellen Zeit, in der wir seine Einsamkeit und seine Sehnsüchte miterleben.

Der Roman ist kein Spannungsroman, nur selten sind es dramatische Ereignisse, es ist ein ruhiger Erzählfluss, bei der mir etwas Dynamik fehlte, besonders in der zweiten Hälfte. Dafür punktet der Roman mit interessanten Gedankenspielen, manchmal packt er einen emotional (Mittelalter), anderseits gab es auch immer wieder Abschnitte, die mir zu oberflächlich oder lapidar wirkten.
Der Roman kommt einerseits an viele anderen Romane, denen ich auch 4 Sterne gegeben habe, nicht heran. Aber er ist wiederum auch nicht so schlecht, dass ich nur 3 oder 3,5 Sterne vergebe könnte. Diesmal fiel mir die Bewertung wirklich schwer, was vor allem daran liegt, dass das erste Drittel hervorragend war, der mittlere Teil schwächer und das Ende für mich nicht ganz rund war. So richtig schlecht aber auch nicht. Daher habe ich mich für die 4 Sterne entschieden, die unter dem Strich gesehen, wenn man alles mit einbezieht, Schreibfluss, Lebendigkeit der Protas, Grundidee und Umsetzung, gerechtfertigt sind.

Neben vielen berühmten Figuren der Vergangenheit, die in diesem Roman als Randfiguren auftreten (Cook, Shakespeare, Charlie Chaplin u.a.), sind es einige Sätze, die den Leser zum Nachdenken bringen und dem Roman auch etwas Tiefe geben.
Ein Zitat von Seite 78 hat mir besonders gefallen:
"Das Einzige, was man mit der Vergangenheit tun kann, ist , sie mit sich herumzuschleppen, ihr wachsendes Gewicht zu tragen und zu beten, dass es einen nie erdrückt.".
Das beschreibt auch Tom und seine Gefühlslage sehr gut.
Der Roman gibt Stoff zum Nachdenken über die Zeit und das Leben, über das Wichtigste im Leben und relativiert so manchen Wunschtraum von einem ewig währenden Leben.