Gut, aber es hätte besser sein können

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mrsamy Avatar

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Carmen ist sich sicher: sie hat Tom, ihren neuen Kollegen im Unterrichtsfach Geschichte bereits irgendwo einmal gesehen. Tom aber bestreitet das, er sei schließlich neu in London. Doch Tom hat eine Vergangenheit – und zwar eine über 400 Jahre alte Vergangenheit. Eine seltsame Veranlagung lässt ihn nur extrem langsam altern und so sieht er auch jetzt noch aus wie gerade einmal 40. Was klingt wie das Paradies ist es allerdings nicht. Tom leidet unter „Erinnerungskopfschmerzen“ und darunter, nie lange an einem Ort bleiben zu können. Den sein Mentor Hendrich ist nahezu besessen von der Idee, dass die Albatrosse (so nennt er Menschen, wie Tom und sich) von der Wissenschaft und anderen Interessengruppen extrem gefährdet seien. Und so muss Tom umziehen – alle sieben Jahre. Zwischendurch warten kleine Aufträge auf ihn. Doch für Tom wird dieses rastlose Leben immer mehr zur Last. Er möchte endlich ankommen, am liebsten in London. Denn dort hat er bereits einmal geliebt und gelebt.

Ich hatte bereits „Ich und die Menschen“ von Matt Haig gelesen; die Lektüre hatte mich damals sehr begeistert. Keine Frage also, dass ich auch sein neues Buch unbedingt lesen musste. Leider fand ich es nicht so grandios, wie das oben erwähnte, vielleicht hatte ich mir die Handlung auch einfach ein wenig anders vorgestellt. Tom ist eine sehr sympathische Figur. Er hat viel erlebt und wird in der Gegenwart immer wieder von Erinnerungsflashbacks heimgesucht. Dabei reisen wir mit ihm in seine ersten Lebensjahre, ins Mittelalter – das Zeitalter der Hexenverfolgung. Generell stehen vor allem die ersten vierzig wirklich Lebensjahre von ihm im Mittelpunkt. Es ist eine prägende Zeit. Tom entdeckt, dass er anders ist als andere und dass von ihm eine Gefahr für die Menschen ausgeht, die er liebt. So wird sein Leben bereits frühzeitig von Trauer und Verlust geprägt. Eine Last, die er Jahrhunderte mit sich trägt.

Eigentlich tief greifende Themen, aber Matt Haig versteht es, sie locker und unterhaltsam zu präsentieren. Und doch hätte ich mir mehr Atmosphäre gewünscht, vielleicht auch mehr Zeit, in der sich die Geschichte umfassender hätte entfalten können. Natürlich handelt es sich um Fiktion, mein größtes Problem war aber dennoch, dass ich die Geschichte nicht wirklich glaubwürdig fand. Ich denke, der Autor wollte mit „Wie man die Zeit anhält“ eine Geschichte wie ein modernes Märchen schreiben. Ganz gelungen ist es ihm nicht, aber am Ende bleibt die Botschaft: Freundschaft und Liebe warten überall auf dich – ganz egal in welchem Jahrhundert.